Die Atomverhandlungen mit Teheran stehen Spitz auf Knopf. Am Sonntag kommen ebenfalls der chinesische Außenminister und Russlands Außenminister Sergej Lawrow zu den Verhandlungen. Eine endgültige Einigung bis zum Ablauf der Frist am Montag scheint nach Aussagen von Diplomaten beider Seiten dennoch immer unwahrscheinlicher. Damit rückten am Sonntag drei weitere Optionen zum Ausgang der seit einem Jahr laufenden Verhandlungen in den Vordergrund: Es gibt nur ein Rahmenabkommen, die Frist wird erneut verlängert, oder die Gespräche scheitern überhaupt. Auch US-Präsident Barack Obama meldete sich in einem Interview zu Wort: Er sehe "bedeutende Differenzen" mit dem Iran. Ein sofortiges Ende der Sanktionen komme für ihn nicht infrage.

Option eins: Rahmenabkommen

Die Möglichkeit des Abschlusses eines Rahmenabkommens wird vor allem von den Iranern immer wieder ins Spiel gebracht. In einer solchen vorläufigen Übereinkunft werden den Vorstellungen von Teheran nach Eckpunkte einer Einigung festgelegt, die "technischen" Details sollen dann in folgenden Tagen und Wochen geklärt werden.

Die USA haben dem Iran nach Berichten am Wochenende bereits einen Entwurf für einen Deal vorgelegt - auf Basis dessen könnten Lösung für die Knackpunkte festgelegt werden, etwa die Frage, wie viel Uran die Regierung in Teheran anreichern darf oder wie schnell die westlichen Sanktionen aufgehoben werden.

Allerdings steht bei einer solchen Lösung zu befürchten, dass scheinbar technische Fragen erneut zu politischen Problemen führen, selbst bei augenscheinlich harmlosen Details. US-Verhandler verwendeten darum immer wieder die Formel: "Nichts ist vereinbart, bevor nicht alles vereinbart ist". Ein Rahmenabkommen wäre für Kritiker eines Atomdeals wie den Republikanern im US-Kongress und Israel leicht angreifbar, da es den Iranern erlaubt, Antworten zu seinem Atomprogramm in wichtigen Fragen weiter hinauszuzögern.

Option zwei: Verlängerung

Ähnliches gilt für die Verlängerung: Kritiker werfen dem Iran bereits jetzt vor, in den Verhandlungen auf Zeit zu spielen und heimlich weiter an Vorbereitungen zum Bau einer Atombombe zu arbeiten. In Washington kontrollieren die republikanischen Gegner von Präsident Barack Obama mit Amtsantritt des neuen Kongress im Jänner beide Häuser, der Beschluss von Sanktionserleichterungen wird damit schwieriger.

Auch in Teheran selbst steht die Regierung von Präsident Hassan Rohani unter Druck, eine rasche Erleichterung der Sanktionen zu erreichen, die die iranische Wirtschaft empfindlich treffen. Die nun ins Spiel gebrachte Verlängerung der Atom-Verhandlungen um sechs bis zwölf Monate wird damit politisch schwierig.

Option drei: Scheitern

Übrig bleibt sonst nur ein Scheitern der Gespräche. Der Iran bliebe damit weiter mit dem Westen in Konflikt und ohne Zugang zu westlichen Märkten für seinen Öl- und Gas-Sektor. Westliche Staaten, allen voran die USA, fehlt dann hingegen die Regierung in Teheran als möglicher Partner bei der Lösung regionaler Probleme wie dem Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Und Obama bleibe vor Ende seiner zweiten und letzten Amtszeit ein außenpolitischer Erfolg verwehrt.