"Wir sprechen untereinander und mit unseren Partnern der 5+1 über viele verschiedene Optionen. Eine Fristverlängerung ist eine dieser Optionen. Und, wenig überraschend, sprechen wir über diese Optionen auch mit den Iranern", erklärte der Diplomat. Kerry und Zarif hatten sich am Sonntagabend erneut getroffen.

Die diplomatischen Bemühungen für eine Lösung der Atomgespräche liefen am Sonntag auf Hochtouren. Die Hoffnungen lagen besonders auf einem Treffen von Kerry und seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow, der am Sonntagnachmittag in Wien eingetroffen war.

Überraschend hatte sich Kerry am Sonntag am Wiener Flughafen noch mit dem Außenminister Saudi-Arabiens, Saud al-Faisal, getroffen. Dieser war extra aus Paris angereist, um sich über den Gang der Atomgespräche zu informieren. Saudi-Arabien verfolgt das iranische Atomprogramm mit großem Misstrauen.

Die Verhandlungen sollen bis Montag um Mitternacht beendet werden. Bis dahin werden alle Außenminister der sieben beteiligten Länder in Wien erwartet. Montagfrüh wird der chinesische Außenminister Wang Yi eintreffen und von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) begrüßt werden.

Angesichts der noch bestehenden Differenzen gilt ein Zwischenabkommen als wahrscheinlich. Ein Scheitern wollen alle Delegationen mit aller Macht vermeiden. Die fünf UN-Vetomächte (USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich) sowie Deutschland wollen Gewissheit, dass der Iran keine Atombombe baut. Teheran möchte, dass der Westen die Wirtschaftssanktionen gegen das Land aufhebt.

Der Ausgang der Verhandlungen ist nach den Worten von Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) "völlig offen". "Wir sind bei diesem Komplex in vielen Punkten noch auseinander", sagte der SPD-Politiker am Sonntagabend in Wien. Allerdings sei auch auf iranischer Seite der Willen erkennbar, "zu einem Ergebnis zu kommen".

Aus Sicht des Iran ist eine Einigung auf ein umfassendes Abkommen zwar schwierig, aber ein Dokument über eine allgemeine Verständigung sei weiterhin möglich. Diese würde auch wesentliche Knackpunkte wie die Dimension der Urananreicherung, die Zahl der Zentrifugen, die Laufzeit des Abkommens und auch die Frage der Sanktionen beinhalten, hieß es aus Delegationskreisen. Details müssten dann noch im Expertenkreis weiterverhandelt werden.

US-Präsident Barack Obama zeigte sich in Washington zuversichtlich, dass ein etwaiges Abkommen auch die heimischen Skeptiker überzeugen könnte. Wichtig sei, dass alle technischen und politischen Maßnahmen eines Vertrages sicherstellten, dass der Iran keinen Weg zur Atombombe mehr hätte, sagte Obama der TV-Sender ABC. "Dann bin ich zuversichtlich, dass ich den Deal dem Land verkaufen kann."

Israel verfolgt die Verhandlungen mit wachsender Sorge. "Kein Abkommen ist besser als ein schlechtes Abkommen", sagte Premierminister Benjamin Netanyahu am Sonntag in Jerusalem.