Der iranische Botschafter bei der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Reza Najafi, hat die Kooperationsbereitschaft Teherans mit der IAEA betont. Teheran biete der IAEA auf "freiwilliger Basis" Zutritt zur Anlage in Marivan, 700 Kilometer westlich von Teheran, an, erklärte Najafi am Donnerstag bei den Atomverhandlungen in Wien, wie der staatliche Sender Press TV berichtete. In Marivan sollen laut einem IAEA-Bericht 2011 umfangreiche Hochexplosiv-Experimente stattgefunden haben. Die IAEA ist aber hauptsächlich an der Militärbasis Parchin interessiert, zu der der Iran den Zutritt verweigert.

Najafi nannte die Behauptungen, der Iran habe Experimente durchgeführt, die der Entwicklung von Atomwaffen dienen könnten, als "unbegründet und fabriziert". Solche Experimente könnte man durch eine Inspektion leicht nachweisen. Einige IAEA-Mitgliedsstaaten hätten der Atombehörde fabrizierte Informationen geliefert und Dokumente gefälscht, die noch dazu voller Fehler seien, behauptete der iranische Botschafter. Er regierte damit auf Erklärungen von IAEA-Chef Yukiya Amano, der dem Iran mangelnde Transparenz hinsichtlich einer möglichen militärischen Dimension seines Atomprogramms vorgeworfen hatte. Die IAEA will insbesondere Geheimdienstberichten nachgehen, wonach der Iran an Spezialzündern geforscht habe, deren mögliche "Anwendung in atomaren Sprengkörpern" für die Atombehörde Anlass zur Besorgnis ist. Teheran versicherte jedoch, die Zünder nur für zivile und konventionelle militärische Zwecke zu verwenden.

Verhandlungen verlaufen schleppend

Die Verhandlungen über das iranische Atomprogramm in Wien verlaufen nach russischen Angaben "in angespannter Atmosphäre". "Wenn es keinen neuen Geist gibt, wird es sehr schwierig, zu einer Vereinbarung zu kommen", wurde der russische Chefunterhändler Sergej Rjabkow am Donnerstag von der Nachrichtenagentur RIA Nowosti zitiert. Möglicherweise sei es nötig, "dass die Delegationen weitere Anweisungen aus ihren Hauptstädten erhalten".

Kerry in Wien

Am Abend traf US-Außenminister John Kerry in Wien ein. Er traf sich umgehend mit dem iranischen Außenminister Mohammad Javad Zarif. Später solle noch die ehemalige EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hinzukommen, die auf EU-Seite die Verhandlungen trotz ihre Ausscheidens aus dem Amt weiter führt.

Am Montag endet eine von Teheran und der sogenannten 5+1-Gruppe vereinbarte Frist, binnen derer ein dauerhaftes Abkommen im Atomstreit erreicht werden soll. Die fünf UN-Vetomächte und Deutschland wollen dem Iran die friedliche Nutzung der Atomtechnologie ermöglichen, zugleich aber verhindern, dass er Atomwaffen entwickelt. Im Gegenzug sollen die gegen den Iran verhängten Finanz- und Wirtschaftssanktionen aufgehoben werden.