Der deutsche Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) hat knapp fünf Jahre nach dem Tod seiner Ehefrau Loki erstmals öffentlich gemacht, diese betrogen zu haben. "Ich hatte eine Beziehung zu einer anderen Frau", schreibt der 96-Jährige in seinem neuen Buch "Was ich noch sagen wollte", aus dem das Magazin "Stern" am Mittwoch vorab zitierte. Helmut und Loki Schmidt waren 68 Jahre miteinander verheiratet.

Schmidt bleibt dem Bericht zufolge über den Zeitpunkt und die Dauer seiner Affäre vage. Er schreibt demnach vom "Ende der sechziger oder Anfang der siebziger Jahre". Loki Schmidt habe ihm die Trennung angeboten. Für ihn sei das eine "ganz und gar abwegige Idee" gewesen, schreibt Schmidt laut "Stern" in seinen Erinnerungen.

Nach Informationen des Magazins handelte es sich bei der Geliebten um eine langjährige SPD-Genossin. Auch nach dem Ende der Affäre habe Schmidt noch Kontakt zu ihr gehalten, vor zwei Jahren sei er bei ihrer Beerdigung gewesen.

Helmut und Loki Schmidt waren schon seit Schulzeiten ein Paar, bis zu ihrem Tod im Oktober 2010 galten sie als Vorbild für eine Liebe bis ins hohe Alter. Noch 2008 hatte Loki Schmidt der Wochenzeitung "Die Zeit" die Beziehung zu ihrem Mann als äußerst harmonisch beschrieben. "Wir hatten nur einen einzigen richtigen Streit, dessen Ursache wir kurioserweise beide vergessen haben. Da habe ich einen nassen Waschlappen nach Helmut geworfen", sagte sie damals. Weil er sich weggeduckt habe, habe sie nicht getroffen.

Mit der Geliebten kann dieser Streit nichts zu tun gehabt haben, laut Loki Schmidt hatte er sich schon vor der Währungsreform 1948 zugetragen. In dem Interview offenbarte Loki Schmidt allerdings auch eine grundsätzliche Offenheit, dem Partner eine neue Chance zu geben. "Wir waren stets beide überzeugt, dass man es in der Ehe immer wieder aufs Neue versuchen muss", sagte sie. "Warum all die Zeit verschwenden für einen Neuen, mit dem es bestenfalls wieder das Gleiche wird?"

Auch wenn Helmut Schmidt laut "Stern" jetzt zum ersten Mal konkret über eine Affäre schreibt, wurde darüber in der Vergangenheit mehrfach berichtet. Bereits 1966 gab es dazu Veröffentlichungen. Der Journalist und frühere Regierungsberater Klaus Harpprecht sagte zudem im vergangenen Jahr dem "Spiegel", Schmidt habe lange eine Affäre gehabt und diese erst mit Beginn seiner Kanzlerschaft beendet, weil er glaubte, er könne sich das nicht mehr leisten. Die Geliebte sei daran fast zerbrochen.

Schmidt selbst äußerte sich in der Vergangenheit vieldeutig zum Thema Treue. "Es gibt Ehen, in denen Untreue vorkommt. Möglicherweise auf beiden Seiten. Und die aber auch trotzdem innerlich zusammen halten", sagte er einmal.