Er ist seit 24 Jahren so etwas wie die gute Seele der Parlaments-Cafeteria in Wien und kennt die Abgeordneten und auch deren Marotten in- und auswendig. Etwa, dass der Grüne Peter Pilz statt einer Melange einen „Milchschaumkaffee“ bestellt. Doch darüber plaudern würde der „Herr Rudi“, der Ober, der genau genommen Rudolf Wahl heißt, wohl nie. „Wissen“S, ich hör’ schlecht“, antwortet er mit einem verschmitzten Lächeln auf die Frage, ob er nicht doch politischer Geheimnisträger sei. Auch über irgendwelche Anekdoten oder gar darüber, dass früher in der Cafeteria viel mehr Alkohol als heute geflossen ist, schweigt er sich aus. Doch bedient hat er sie alle, „vom Herrn Bundespräsidenten“ Heinz Fischer abwärts. “Und für mich waren sie alle gleich, wie unsere Hausarbeiter auch“, sagt der 74-Jährige, der sich vom Pächter der Cafeteria ein paar Mal hat überreden lassen, noch weiter zu arbeiten.

Doch gestern war Schluss. Dass ihn der neue, ab Jahresbeginn aktive Pächter richtig bekniet hat, wenigstens täglich ein paar Stunden zu kommen, hat ihn nicht mehr umgestimmt. „Aber es tut a bissl weh, die Atmosphäre wird mir fehlen“, sagte er mit leicht feuchten Augen.

WOLFGANG SIMONITSCH