Alle Welt hat gelacht. Es war ein Juxanruf von zwei australischen Radiomoderatoren im Londoner Krankenhaus, in dem Herzogin Kate wegen ihrer Schwangerschaftsübelkeit behandelt wurde. Eine Beteiligte ist jetzt allerdings tot.

Moderatoren des australischen Radiosenders "2Day FM" hatten sich in einem Telefonat Anfang der Woche als Queen und Prinz Charles ausgegeben - die jetzt tot aufgefundene Krankenschwester, Jacintha Saldanha, hatte den Anruf entgegengenommen. Der Rezeptionist war nicht im Dienst. Es war halb sechs Uhr früh, sie hatte eine Nachtschicht hinter sich. Saldanha leitete den Anruf höflich an eine andere Krankenschwester weiter, die brav Auskunft über das Befinden von Kate gab. Es gehe ihr schon besser, sie würge nicht mehr so viel, plauderte diese drauflos. Das Telefonat ging als Lachschlager um die Welt. Für das König Edward VII-Hospital, die bevorzugte Klinik der Royals, war der Vorfall äußerst peinlich. Der Radiosender entschuldigte sich bereits kurze Zeit nach dem Anruf für den Streich und erklärte, niemand solle böse sein, es sei nur Spaß gewesen. "Wir waren sehr überrascht, dass unser Anruf weitergeleitet wurde", hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Radiomoderatoren Mel Greig und Michael Christian. "Es tut uns leid, wenn wir irgendwelche Probleme verursacht haben, und sind froh zu hören, dass es Kate gut geht."

Am späten Freitagvormittag mussten die Beamten von Scotland Yard allerdings zu einer Adresse in der Innenstadt Londons ausrücken, nur wenige Meter von der Klinik entfernt. Eine Frau sei bewusstlos. Sanitäter versuchten sie zu reanimieren, konnten aber nur noch den Tod von "Kates Krankenschwester Jacintha Sandhala" feststellen, berichtet "The Sun". Laut BBC würde Scotland Yard den Todesfall als "nicht verdächtig" behandeln, was britische Medien als Selbstmord deuten. Die Todesursache sei ungeklärt, teilte Scotland Yard knapp mit. Jacintha Saldanha hinterlässt einen Ehemann und zwei Kinder.

Tiefe Betroffenheit

Ein Sprecher der Klinik drückte seine "tiefe Trauer" aus. Die Frau habe mehr als vier Jahre "auf hervorragende Art und Weise" für die Klinik gearbeitet. Das Krankenhaus habe der Frau durch die schwere Zeit nach dem Telefonscherz geholfen, wurde angefügt. Spott und Häme seien groß gewesen. Jacintha Saldanha sei eine "exzellente Krankenschwester" gewesen, "respektiert und beliebt" bei allen Kollegen. "Jeder hier ist schockiert." Prinz William und Herzogin Kate sagten in einer Stellungnahme, sie seien "tieftraurig" über den Tod der Krankenschwester: Ihre Gedanken und Gebete seien bei der Familie, den Freunden und Kollegen. Ein Sprecher des Palastes ergänzte: "Zu keinem Zeitpunkt hat sich der Palast beim Krankenhaus beschwert. Im Gegenteil: Wir haben den beteiligten Krankenschwestern und dem Krankenhaus-Personal zu jeder Zeit unsere vollste Unterstützung angeboten."

Auch beim australischen Radiosender herrscht "tiefe Betroffenheit". Auf seiner Facebook-Seite finden sich wüste Beschimpfungen. "Wie fühlt es sich an, Blut an seinen Händen zu haben?", fragt einer. "Der Sender soll geschlossen werden", fordert ein anderer.

Vor der Klinik in London war nach Kates Rückkehr in den Kensington Palast Ruhe nach einer Woche im medialen Belagerungszustand eingekehrt. Ein US-Fernsehsender war mit elf Mitarbeitern im Rund-um-die-Uhr-Einsatz, berichtete der "Guardian" über die "Royal Baby Mania". Auch TV-Teams aus Australien, Mexiko, Japan, China und den meisten europäischen Staaten machten Live-Schaltungen. Simon Jenkins, Kolumnist im "Guardian", erklärt sich den Hype um Kates Baby als Gegengewicht zur Finanzkrise in Europa: "Nach so viel gnadenlos schlechten Nachrichten verschlingen wir alles Herzerwärmende wie Wüstenwanderer, die in eine Oase stürzen."