La Roche hat nicht nur den notwendigen Sehbehelf in ein gern getragenes Lieblingsstück verwandelt, das unverkennbare Understatement der „Lunettes Robert La Roche“ eroberte auch die internationale Mode- und Filmwelt. Hollywood-Stars wie Arnold Schwarzenegger, Kevin Costner oder Meryl Streep zählten ebenso zu den prominenten La Roche-TrägerInnen wie die KünstlerInnen Yoko Ono und Andy Warhol. Anlässlich der großzügigen Schenkung von rund 500 Objekten aus La Roches persönlichem Firmenarchiv widmet das MAK dem Designer die erste Personale im musealen Kontext und zeichnet im MAK DESIGN LABOR seinen erfolgreichen Werdegang zum
international gefeierten Brillen-Couturier nach.

Unkonventioneller Lebensweg

© (c) Georg Mayer

Die Ausstellung gibt einen Überblick über La Roches einzigartiges Œuvre und seinen unkonventionellen Lebensweg vom Werbefachmann zum autodidaktischen Brillendesigner, der mit rund 1 200 persönlich entworfenen Modellen die internationalen Märkte eroberte. Viele seiner zwischen 1973 und 1999 kreierten Brillen zeichnen sich durch kräftige Farben und markante Designs aus, dennoch steht La Roche insbesondere für zeitlose „Klassiker“, die heute noch als Original-Vintage-Modelle gefragt sind. Der enorme Erfolg des Designlabels erklärt sich nicht zuletzt aus der beispiellosen Markenpflege, die auf einem Verständnis von Marketing und Design als persönlichen Archiv des Designers.Die biografische Ausstellung zeichnet anekdotisch die wichtigsten Stationen nach und gibt Einblicke in das Handwerk des Brillendesigns und die Gestaltung seiner Werbekampagnen. La Roche steht in der Tradition namhafter Brillenentwerfer wie Udo Proksch (alias Serge Kirchhofer) für Optyl und Cari Zalloni (Cazal) sowie Dora Demmel für Silhouette, die seit der Mitte des 20. Jahrhunderts den internationalen Ruf Österreichs für vorzügliches Brillendesign begründen. „Die Erfolgsgeschichte von Robert La Roche spiegelt die kreative Energie Wiens um die 1980er Jahre wider, die fast schon in Vergessenheit geraten ist. Als Design-Entrepreneur nimmt es La Roche heute noch mit jedem Start-up auf“, so Thomas Geisler, Kurator der Ausstellung und Kustode der MAK-Sammlung Design, zur Aktualität der Schau.

Sein Lebenswerk hat der 1938 geborene Wiener mit hugenottischen Wurzeln quasi als Selfmademan mit einem kleinen Team geschaffen. Diese schlanke Struktur bot ihm gegenüber Branchenriesen einen entscheidenden Vorteil: Er konnte kurzfristiger als die Konkurrenz agieren, spontan seinem „seismografischen“ Trendgespür folgen und Nischen besetzen. In Kontakt mit Brillen war La Roche in den frühen 1970er Jahren gekommen, als er nach beruflichen Auslandsaufenthalten für die vom österreichischen Brillenpionier Wilhelm Anger gegründete Firma Optyl zu arbeiten begann. Durch seine Tätigkeit für den Produzenten von Viennaline, Christian Dior, Porsche Design oder CARRERA wurde ihm klar, wie wichtig es ist, eine auratische Marke zu kreieren, um aus einem Behelf zur optischen Fehlsichtkorrektur ein Statement-Accessoire zu machen.

Quereinsteiger

© (c) Foto: Gerhard Heller

Sein Entschluss, als Quereinsteiger selbst Brillen zu entwerfen, führte ihn zunächst in das Cadore-Tal in den italienischen Dolomiten, wo er das Brillenhandwerk und die Verarbeitung von Acetat, einem Kunststoff auf Basis von Baumwollflocken, erlernte. Er begann die traditionellen Manufakturmethoden – bis zu 200 Arbeitsschritte und Fräsvorgänge – auf seine handgefertigten Qualitätsprodukte zu übertragen. So gelang es ihm, sich nicht nur von den Optyl-Brillen im Vakuum-Spritzguss-Verfahren deutlich abzuheben, sondern auch international neue Maßstäbe zu setzen. Die spezielle farbliche Nuancierung wurde zu einem von La Roches Markenzeichen, ebenso wie eine bis dahin ungeahnte Feinheit der Gestelle, die er bis an die Grenzen der technischen Machbarkeit auslotete.Was als Ein-Mann-Unternehmen im achten Wiener Bezirk begonnen hatte, entwickelte sich binnen kurzer Zeit vom Insidertipp zu einem weltweit gefragten Label mit ausgewählten Vertriebsorten wie Venedig, Mailand, Paris, Amsterdam oder Hamburg. Die legendäre Nullnummer des WIENER über die österreichische Kreativ-Avantgarde des Jahres 1979 widmete sich nicht nur dem bis dahin kaum bekannten Modedesigner Helmut Lang, sondern druckte auch ein mehrseitiges Interview mit Robert La Roche. Nach einem zweiten Büro in München konnte er sich 1985 mit einer eigenen Dependance in New York etablieren. Während dieser Zeit kam es auch zu aufsehenerregenden, doppelseitigen Anzeigen in namhaften Magazinen wie Details oder Andy Warhols Interview.

Gelungene Inszenierung

Für die gelungene Inszenierung seiner Marke holte La Roche hochkarätige Unterstützung aus der österreichischen Werbeszene mit an Bord. Creative Director Christian Satek, ehemals langjährige Frontfigur der Werbeagentur GGK, und der Fotograf Gerhard Heller prägten die Corporate Identity La Roches mit. Andreas Berger, ebenfalls ehemaliger Mitstreiter der La Roche-Werbelinie, zeichnet auch für die Grafik der MAK-Ausstellung verantwortlich, die vom jungen Wiener Architekturstudio OKULAR gestaltet wird. Österreichische Starmodels wie Cordula Reyer oder Werner Schreyer liehen den vielfach im In- und Ausland ausgezeichneten Kampagnen ihr Gesicht.

© (c) Georg Mayer