Gespenstisch abgemagert bis auf die Rippen als von Schlaflosigkeit Gepeinigter, ein stämmiges Muskelpaket im Superheldenkostüm: Zwischen diesen beiden Erscheinungsformen des Christian Bale liegen nur wenige Monate und insgesamt 50 Kilogramm. Für „Der Maschinist“ hungerte er sich an die Grenze des Möglichen, für „Batman Begins“ mutierte er zum stählernen Helden im Cape, der Gotham City wieder einmal vor seinen Bösewichten beschützt: Diese Leistung bringt dem britischen Schauspieler zweifelsohne die Krone unter den Hungerkünstlern und Kampfessern der Hollywood-Elite ein.
Es ist eine extreme Form des sogenannten Method Acting, die hier betrieben wird: Um sich möglichst tief in die Rolle zu versenken, sie wahrlich zu verkörpern, muss auch die physische Hülle mittransformiert werden.
Die Belohnung für diese Strapazen glänzt oft golden, ziert später den Kaminsims und heißt Oscar oder Golden Globe: Dem waschbrettbäuchigen Matthew McConaughey, der in früheren Zeiten vor allem darin glänzte, sein T-Shirt auszuziehen, hätte wohl niemand so schnell einen Oscar verliehen. Als abgemagerter Aidskranker in „Dallas Buyers Club“ nahm er dann den Academy Award als bester Hauptdarsteller mit nach Hause.
Magere Tagesration
Ein Apfel und eine Dose Thunfisch: Das soll die Tagesration gewesen sein, mit der sich Christian Bale in ein anorektisches Abziehbild seiner selbst verwandelte. Es heißt, an manchen Tagen musste der Dreh abgebrochen werden, weil er so neben sich stand – unterernährt, wie er war. Schauspielkollege Gary Oldman musste 1986 bei den Dreharbeiten zu „Sid & Nancy“ sogar wegen akuter Unterernährung im Krankenhaus behandelt werden.
Es ist auch ein Spiel mit der Gesundheit, das hier betrieben wird: Crash-Diäten mit Miniportionen bringen den Körper in eine akute Mangelsituation. Wichtige Nährstoffe, Eiweiß und Vitamine fehlen, die möglichen Folgen reichen von einer Schwächung des Immunsystems bis zu Schäden an den unterversorgten Organen.
Während die einen für die Traumrolle hungern, fressen andere Kilos hinauf: Charlize Theron und Renée Zellweger haben es vorgezeigt. Donuts, Schokolade, Pizza, Croissants, viel Butter und kalorienreiche Shakes waren die Hilfsmittel auf diesem Weg. „Die Folge sind alle negativen Konsequenzen einer ungesunden Ernährung“, sagt Diätologin Elisabeth Pail (FH Joanneum). Blutfette, Harnsäure und Blutdruck steigen – es kann sogar zu einer Diabeteserkrankung kommen. Jared Leto zum Beispiel soll, seit er sich für die Rolle des John-Lennon Mörders Mark Chapman 30 Kilos anfutterte, an Gicht leiden.
Auch extreme Gewichtsschwankungen fordern ihren gesundheitlichen Tribut: Blutzucker, Herzfrequenz und Fettstoffwechsel geraten aus dem Gleichgewicht, das gesamte Herz-Kreislauf-System leidet massiv.
Und auch extreme Trainingseinheiten gehen mit Risiken einher: „Hohe Zuwachsraten der Muskeln sind zwar in kurzer Zeit möglich“, sagt Sportwissenschaftler Peter Hofmann (Uni Graz), „können aber meist nur mit sehr hohen Belastungen, Nahrungsergänzungsmitteln und Muskelschäden erreicht werden.“ Sechs Stunden tägliches Training brauchte Jake Gyllenhaal, um sich vom ausgemergelten Horror-Reporter („Nightcrawler“) in einen Boxer („Southpaw“) zu verwandeln.
Christian Bale jedenfalls reicht das ewige Auf und Ab der Kilos. Er sollte nun für die Biografie des Automobilmoguls Enzo Ferrari in kurzer Zeit stark zunehmen, hat aber abgesagt. Schluss mit dem Jo-Jo-Spielchen.