Der Ruhm des Modehauses Biagiotti  ist drei Generationen von Frauen zu verdanken, die das Unternehmen gegründet haben und mit Feingefühl und festem Griff führen. Delia, Laura und Lavinia Biagiotti sind die drei Modeköniginnen, deren Familienname für elegante, feminine und tragbare Kleidung steht. Ihr Abenteuer begann 1965 in Rom, als Delia Soldaini Biagiotti eine Schneiderei auf der peripheren Via Salaria eröffnete. Delia hatte damals von der Fluggesellschaft Alitalia den Auftrag erhalten, Stewardessen-Uniformen zu entwerfen und produzieren.

Im Atelier Delias arbeitete auch ihre Tochter Laura, die ursprünglich Archäologin sein wollte, bis sie sich entschied, selbst kreativ zu werden. 1972 trat Laura Biagiotti mit ihrer ersten Kollektion an die Öffentlichkeit. Der Erfolg stellte sich umgehend ein und blieb ihr die folgenden Jahre so konstant treu wie sonst kaum einem Designer. Das liegt wohl auch daran, dass Biagiotti nie daran gelegen war, die Modewelt "aufzumischen". Ihr Name steht bis heute für klassischen, weiblichen und ebenso bequemen Stil, der ein breites Publikum anspricht.

Gemeinsam mit anderen Modeschöpfern prägte die Römerin das Bild der lässigen italienischen Eleganz. Die Marke "Laura Biagiotti" entwickelte sich in den 70er-Jahren zu einer der bekanntesten Europas.

"Queen of Cashmere"

1976 kam Biagiotti die Idee, Kaschmir zur verarbeiten; ein Material, das bis zu diesem Zeitpunkt der Herrenkonfektion vorbehalten war. Der weiche Stoff wurde ihr Markenzeichen und brachte ihr den Titel "Queen of Cashmere" ein, "verliehen" von der "New York Times". Die Wolle der Kaschmirziege lässt Biagiotti bis heute in ihrer Manufaktur in Pisa verarbeiten. Dieses Material und das Weiß sind stets unverzichtbare Elemente einer jeden Kollektion der "Kaschmirkönigin". Längst entwirft sie aber nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer und Kinder.

Zur vollen Blüte reifte das Modeunternehmen in den 80er-Jahren. Schon da setzte Laura Biagiotti stark auf internationalen Export. Ihres zählte zu den ersten westlichen Modeunternehmen, die in China Fuß fassten. Ihre Unabhängigkeit bewahrte sie trotz der massiven Übernahmewelle in der Modebranche in den vergangenen Jahren.

Doch Biagiotti entwirft nicht nur Mode, berühmt wurde die mittlerweile grauhaarige Unternehmerin auch mit ihren Parfums. Vor allem mit dem Duft Roma, den sie in den 80er-Jahren auf den Markt brachte, machte sie sich international einen Namen. Lange Zeit war das Parfum auf Platz drei der meistverkauften Düfte und gehört neben Chanel No. 5 zu den bekanntesten der Welt. Zuletzt hat sie den Relaunch ihres persönlichen Lieblingsduftes Laura Biagiotti Venezia gefeiert, eine Hommage an die Lagunenstadt.

Perspektive geben

Seit 1997 unterstützt Lauras talentierte Tochter Lavinia (36) die Modeschöpferin im Unternehmen. Sie ist für die junge Zweitlinie Laura Biagiotti Roma zuständig. Vor allem nachdem 1996 ihr Vater Gianni Cigna, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, starb, war es an Lavinia, die Lücke zu füllen und dem Haus eine Perspektive zu geben.

"Wir müssen unsere Identität bewahren. Wir dürfen nicht auf Größe schauen und austauschbar werden, aber auch nicht zu elitär sein", skizziert die Biagiotti-Erbin den schmalen Grad, auf dem sie das Modehaus in die Zukunft führen muss. Diese Herausforderung teilt sie mit den anderen italienischen Familienunternehmen. Immer stärker kommt es bei der Italo-Mode auf die Frauen an. Der Töchteranteil in den Führungsebenen wird immer größer.