"Glückliche Tage in Bol", hat eine mir nicht gänzlich unbekannte kleinformatige Zeitung in großen Lettern entlang der marmorierten Promenade plakatiert. "Teufelskerle!", denke ich mir. Woher wissen die das? Dass sie glücklich waren, diese Tage in Bol.

Der Ort, sagen wir nicht Stadt dazu, liegt auf der schmucken Kehrseite der dalmatinischen Insel Brac. Wenn die Morgensonne noch nicht wie eine dralle Diva am Himmel thront, muss man reingehen in den Ort; in den geschützten Hafen, dort den Fischer mit seinem blau lackierten Boot suchen und sich von ihm und seinem struppigen Köter anknurren lassen. Beide meinen es nicht so, beide sind ganz lieb. Und knurren ist eine schöne Liebesbezeugung. Am frühen Vormittag dann, wenn sich die sonnige Diva langsam breitmacht, muss man auf den Platz hinter dem Hafen gehen und mit der erdigen Diva auf dem Bauernmarkt über Olivenöl reden und feilschen und, auch das, flott flirten mit dieser gar kernigen Erscheinung. Spätestens um zwölf Uhr mittags sollte man dann in der Nähe des Dominikanerklosters sein und dort ruhen und rasten und ganz radikal nur eines tun: nichts. Glückliche Tage in Bol.

Kein hyperaktives Hotelgewucher

Glückliche Tage auf Brac. Natürlich ist die größte der dalmatischen Inseln keine verborgene Schönheit, sondern eine viel umworbene und viel bereiste Braut, dennoch hat sich dieses Weibsbild eine gehörige Portion Unschuld bewahrt. Die Menschen auf dieser Insel leben mit und vom Tourismus, doch dessen Errungenschaften werden in homöopathischer Dosis verabreicht, nicht mit der chemischen Keule. Kein hyperaktives Hotelgewucher; was hier wächst, hat lange gereift und sich nicht zur Verwechselbarkeit verwachsen.

Das "Wahrzeichen" der Insel, das Goldene Horn, wächst wie der sandige Kopfschmuck eines mediterranen Fabelwesens in das kitschig blaue Meer. Das ist der Ansichtskarten-Hotspot der Insel, aber auch dieser zeichnet sich nicht durch hektisches Getriebe aus, sondern durch authentische Gelassenheit. Einige Hupfburgen, ein wenig Wassersport, einige Bars am Strand. Kein Disneyland, kein Hollywood, und die wenigen Stechpalmen tun auch nicht weh.

Einsame Buchten

Glückliche Tage in Dalmatien. Der Jugo zieht durch. Das ist nicht abschätzig gemeint. Jugo bedeutet "Süd" bzw. Südwind. Hier gibt es sie noch, die einsamen Buchten aus dem fast vergilbten Erinnerungsbuch der Kindheit. Die kleinen Gasthäuser mit dem noch kleineren Grill, auf dem nur der frisch gefangene Fisch brutzelt. Die Wirtsleute, die verdienen wollen, aber sich deshalb nicht verbiegen. Die verrosteten Aluleitern ins Meer, das Stillstehen der Zeit und das zeitlose Staunen über diesen wundervollen Stillstand.

Glückliche Tage in Bol. Das Wort bedeutet übrigens "Schmerz", und die Einheimischen kennen diesen Spruch: "Liebe ist Schmerz, und der Schmerz ist auf Brac." Schmerz? Welcher Schmerz? Vielleicht ist jener des Abreisens gemeint.