Steht ein Vikunja an der Bar – dann ist das nicht der Anfang eines peruanischen Stammtischwitzes, sondern normaler Hausbrauch auf einer zum Hotel umfunktionierten Hazienda. So ist das mit Ländern, die große touristische Klassiker im Portfolio haben, man glaubt sie zu kennen – bis man, ja bis man plötzlich mit einem Vikunja an der Bar steht. Das seltene Tier kennt den Sehnsuchtsblick in unseren Augen offenbar nur zu gut: Nur kurz drüberstreicheln, ankuscheln, anlehnen – zu verlockend ist das seidige Fell. Der Vierbeiner nimmt Reißaus und wird seinem Spitznamen "Laufendes Gold" mehr als gerecht.

Geht am Abend gerne in die Bar: Vikunja

Gold ist nicht nur flüchtig, sondern im Fall von Peru auch ein Fluch: Als der ehemalige spanische Schweinehirt Francisco Pizarro 1532 an der peruanischen Küste landete, wurde damit der Untergang der Inka-Hochkultur eingeläutet – die Gier nach Gold war immer schon eine starke Triebfeder. Von all diesen Vorgängen blieb ein kultureller Schatz völlig unberührt, der aus nichts als aus Sand besteht: die berühmten Nazca-Linien. Scharrbilder in der gleichnamigen Wüste, die erst 1924 mit der einsetzenden Luftfahrt entdeckt wurden. Gigantische Figuren und Linien, die vor über 2000 Jahren für Fruchtbarkeitsrituale geschaffen wurden – nicht von Aliens. Außerirdisch schön sind sie dennoch. Wer sie in ihrer ganzen Pracht sehen will, muss sie mit kleinen Flugzeugen überfliegen – erhebend! Ebenso die Erkenntnis, dass Euphorie doch tatsächlich Übelkeit bekämpft.

Der Kolibri - die Nazca-Linien entstanden vor über 2000 Jahren


Peru, das ist ein Land, das nach oben strebt, vor allem geografisch: Von der Meereshöhe bis auf rund 3800 Höhenmeter am Titicacasee. Man sollte es nicht nur gesundheitlich mit Bedacht angehen – auch, um die vielen Facetten des Landes in sich aufzunehmen. Das gilt übrigens auch für die Kulinarik – eine größere Bandbreite bietet sich einem selten: vom Klassiker Ceviche – roher Fisch in Limettensaft mariniert – über Alpaka-Steak bis hin zum gerösteten Meerschwein, geschmacklich dem Huhn nicht ganz unähnlich. Wer einen Höhenrausch der anderen Art erleben will, trinkt das Nationalgetränk Pisco Sour, ein Mixgetränk mit Traubenschnaps als Basis, gleich als Aperitif. Das wirkt.

Machu Picchu - ein Ort voll Magie


Dem unbestrittenen Höhepunkt Perus nähert man sich im Zug. Es geht durch ein enges Tal, es wird tropisch, sphärisch, mystisch. Gleißendes Licht bricht durch die üppige Vegetation – nicht umsonst wird die Gegend rund um Machu Picchu, der Inka-Ruinenstadt, auch „Augenbraue des Regenwaldes“ genannt. Mehr als 300 Jahre war die im 15. Jahrhundert erbaute Kultstätte und Sternwarte in Vergessenheit geraten – bis sie der US-Forscher Hiram Bingham 1911 nach Hinweisen aus der Bevölkerung fand und freilegte. Eingekreist von Bergen, entfaltet „die Stadt in den Wolken“ eine geradezu magische Wirkung. Sie ist perfekt auf das Plateau des Berggipfels angepasst, man wandert durch verwinkelte Gassen, über Treppen, durch Tempel. Beinahe zärtlich streicht die Sonne über die Ruinen der Stadt, ganz so, als wüsste sie um ihre Zerbrechlichkeit. Berauscht vom Anblick, lässt man sogar ein grasendes Vikunja unberührt.