Ein fast menschenleerer Strand von Port Ghalib. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel, aber der Wind hat aufgefrischt. Mit einem guten Buch in der Hand auf einer Liege am Strand, regelmäßig schaut Kellner Achmed mit kühlen Getränken vorbei – genau so habe ich mir meinen ersten Ägypten-Urlaub vorgestellt.


Das mulmige Gefühl vor dieser Reise ist wie weggeblasen. Die Sorgenfalten auf der Stirn meiner Mutter hatten mich beunruhigt: „Bist du dir sicher, dass du nach Ägypten fliegen willst?“ Dass die politischen Unruhen der jüngsten Vergangenheit ihre Spuren hinterlassen haben, ist nicht zu übersehen. „Durch die Sicherheitswarnungen hatten wir in den letzten zwei Jahren Buchungsrückgänge zu verzeichnen“, bestätigt Dieter Pammer, Marketing-Direktor von ETI Österreich. Also kein Gedränge beim Pool, am Strand, beim Buffet oder auf der Promenade in der Hafen-Marina.

Attraktionen unter Wasser


Die Lage am Roten Meer entspannt sich langsam. „Erstmals seit 2010 boomt Ägypten wieder“, sagt Pammer. „In zwei Jahren soll sich der Markt stabilisiert haben“, ist er sich sicher. Der Klassiker Hurghada ist bis Juni ausgebucht, Sharm El Sheikh hat das Vertrauen der Urlauber noch nicht zurückgewonnen. Als drittes Standbein setzt ETI nun auf Port Ghalib, zehn Minuten vom Flughafen Marsa Alam entfernt.
Die Zuversicht des Reiseveranstalters teilen auch die Einheimischen. Überaus freundlich und stets zu Witzen aufgelegt, präsentieren sich die Ägypter hier im familienfreundlichen Urlaubsparadies.
Ich genieße die Ruhe vor dem erhofften Ansturm der Touristen, denn die Region ist bisher nur unter Tauchern ein Geheimtipp. Die fast unberührten Korallenriffe direkt am Strand locken auch mich – mit Taucherbrille und Schnorchel ausgestattet – in die bunte, unbekannte Unterwasserwelt.

Apropos Sturm. Wegen des starken Windes muss unser Boot für die Tauch- und Schnorcheltour heute im Hafen bleiben. „Kein Boot darf aufs Meer hinausfahren“, erklärt Guide Samir. Aber das alternative „Es geht zu viel Wind“-Programm lässt nicht lange auf sich warten: Statt aufs Meer hinaus geht es nun ins Land hinein. Eine Wüstentour inklusive Besuch im Beduinencamp, Quad-Ausfahrt und Kamelritt füllt den Nachmittag mehr als aus. „Gut festhalten“, schmunzelt Kamelführer Karim, als ich mich vorsichtig dem Einhöcker nähere. Ziemlich bald ist klar, warum die Tiere Wüstenschiffe heißen.
Am Abend vertreiben eine Massage mit duftenden Ölen und ein Saunabesuch die Anstrengungen der Tour durchs Landesinnere. Immerhin: Der Tauchausflug soll morgen stattfinden. Und wenn es wieder zu windig sein sollte, gibt’s da ja immer noch mein Buch und die Liege am menschenleeren Strand . . .

JULIA BAUMGARTNER