Reist ein Selbstdarsteller, will er sich vor allem auf Facebook und Co wiederfinden. Das geht von der Idee über die Buchung bis hin zu den wohl dann schon obligatorischen Foto- und Videostrecken. Er ist einer von sechs Typen, die in einer internationalen Zukunftsstudie zum Reisen im Jahr 2030 identifiziert wurden. Initiator der Erhebung ist der Tourismus-IT-Spezialist Amadeus. Im Jahr 2030 werden demnach jährlich mehr als 1,8 Milliarden Menschen internationale Reisen bei einem jährlichen Wachstum von fünf Prozent unternehmen. Die Motive werden aber grundlegend anders aussehen als heute. Das wirkt sich laut Amadeus auch auf die Geschäfte der Tourismusbranche aus.

Sechs unterschiedliche Reisetypen

Für die Studie wurden die Meinungen von Touristikern, Reiseexperten und Konsumenten aus aller Welt eingeholt. Schließlich kristallisierten sich sechs unterschiedliche Typen von Reisenden im Jahr 2030 heraus - der Selbstdarsteller (besonders was das Internet anbelangt), der Kulturpurist, der ethisch Reisende, der Schnörkellose, der Hedonist und der Pflichterfüller.

Der Selbstdarsteller ("Social Capital Seeker") plant seinen Urlaub fast ausschließlich auf Basis der Sichtbarkeit in der Online-Welt. Schon die Wahl der Reise wird aufgrund von Internetempfehlungen getroffen. Außerdem will er immer online sein können. Dadurch wird Experten zufolge ein neuer Markt von Internet-optimierten Reiseangeboten entstehen.

Eintauchen in fremde Kulturen auch auf die Gefahr von Unbequem- und Unannehmlichkeiten hin will dagegen der "Cultural Purist": Je authentischer das Erlebnis desto größer das Urlaubsvergnügen.

Moralische Integrität (ökologischer Fußabdruck, soziale Motivation) steht wiederum beim "Ethical Traveller" ganz oben auf der Prioritätenliste. Oft verbindet er die Reise mit einer Freiwilligentätigkeit.

Die "Simplicity Searchers" bevorzugen meist Gesamtpakete und argumentieren das rein mit der Vernunft. Der Aufwand muss so gering wie möglich sein. Zeit ist ein begrenztes Gut, daher steht "Vergnügen mit Sicherheit" im Vordergrund.

Die hedonistischen "Reward Hunters" sind komplett genussorientiert. "Sie sehnen sich nach einer ultimativen Belohnung als Wiedergutmachung für ihren großen Zeit- und Energie-Einsatz im Arbeitsleben", schreiben die Reiseexperten.

Die "Obligation Meeters" reisen privat wie beruflich aus Pflicht. Zeit und Budget sind knapp, daher werden technisch intelligente Angebote, die den Trip erleichtern, dankend angenommen.

"Das Verständnis neuer Reisetypen wird für Anbieter, Einkäufer und Verkäufer von Reisen in den kommenden Jahren überlebenswichtig", erläutert Julia Sattel, Senior Vice President Airline IT bei Amadeus, die Motivation für die Erhebung. Es sollte bereits jetzt sichergestellt werden, dass die richtigen Investitionsentscheidungen getroffen würden, die auf den zunehmenden Trend zum individualisierten Reisen abgestimmt seien.