Gojko ist ein echter Mariborer. Er spricht Slowenisch und Deutsch und er liebt seine Stadt. Nicht kritiklos, aber von Herzen. Gojmir Vizovisek, wie er mit vollem Namen heißt, war im Alpenstadtjahr 2000 Konsulent für die Anliegen der damals wirtschaftlich schwer gebeutelten Stadt. "Alleine die hier am Lent vorbeifließende Drau verband Maribor vor vielen Jahrzehnten mit dem Holz aus Oberkärnten und den weiter im Süden gelegenen Städten Osijek und Belgrad, den Endstationen der Flößerei", unterstreicht er die Wichtigkeit der einstigen Hauptverkehrs- und bis heute schlagenden Lebensader der Stadt.

Die Drau ist Anfang und Ende


Die Drau verbindet nicht nur die historischen Ufer mit der Altstadt, sondern auch Maribor mit dem "Rest der Welt". Sie ist der Anfang und das Ende eines Besuches in der Stadt am östlichsten Ende des Alpenbogens. Und hier am Lent, rund um den mit geschätzten 400 Jahren ältesten Weinstock der Welt, rankt sich in den Sommermonaten das Mariborer Leben. Einheimische wie Besucher promenieren entlang des Flusses, sitzen in den Gastgärten von Cafés und Restaurants oder unternehmen eine Floßfahrt auf der Drau wie anno dazumal. Man kann sich einfach nicht sattsehen an den historischen Häusern der Altstadt und dem Bergrücken des Pohorje, der ganz im Westen fast fließend in die Ausläufer der Karawanken übergeht.

Während auf seinen Hängen noch der Weltcupslalom der Damen gefahren wurde, waren in der Hügellandschaft nordöstlich von Maribor die Bauern schon in ihren Weinbergen unterwegs. In den Buschenschanken der Stajerska wird alles für die neue Saison vorbereitet. Den Samen dafür säte 1822 übrigens Erzherzog Johann, der in Pekre bei Maribor eine Weinbauschule ins Leben rief.

Wechselvolle Geschichte

Der Grundstein für die zweitgrößte Stadt Sloweniens wurde schon vor mehr als 4000 Jahren gelegt. Die wechselvolle Geschichte zwischen den Deutsch und Slowenisch sprechenden Volksgruppen beschreibt die Historikerin Tamara Griesser-Pecar in ihrem Buch Maribor/ Marburg an der Drau: "Der Name Maribor stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die wesentlich ältere Bezeichnung ist Marburg bzw. ganz ursprünglich Marchburg: die Burg in der Mark." Die Stadtburg, der ursprüngliche Wasserturm aus dem 16. Jahrhundert oder die Synagoge im ehemaligen Judenviertel sind steinerne Zeitzeugen bei einem Spaziergang vom Lent zur Kathedralkirche am Slomskov-Platz, einem der hübschesten der Stadt.

Ebenfalls einladend: Cafés und Restaurants - wie die Kavarna Ilich oder die Kavarna Astoria, die Gostilna Pri Lesniku oder das Restaurant Rozmarin. Wer Maribor mit allen Sinnen genießen möchte, sollte den Löffel in steirische Suppen "Stajerska kisla juha" oder "Stajerska gobova juha" (sauer oder mit Schwammerln) tauchen. Aber auch Gerichte auf der Basis von "Hadn" (Buchweizen) stehen inzwischen wieder auf fast jeder Speisekarte.

Wie gesagt, Gojko liebt seine Stadt, aber einen großen Wunsch an sie hegt er immer noch. Nämlich dass eines der wichtigsten Projekte des Alpenstadtjahres endlich verwirklicht wird: die Einrichtung eines Naturparks auf "seinem" Hausberg, dem Wanderparadies Pohorje. In der Zwischenzeit freut er sich einfach darüber, dass die Kontakte zu Graz wieder so gut sind. 2001 gründeten die beiden Städte eine Europaregion.

Und es ist kein Zufall, dass ausgerechnet in Maribor jedes Jahr - zwischen dem "Lent-Festival" im Juni und dem zweiwöchigen "Musik-September" - in der alten k.&k.-Heeresbäckerei das "No Border Jam"-Punk-Festival steigt. Nicht erst seit 2012, als Maribor europäische Kulturhauptstadt war, weiß man, dass der Puls der Stadt an der Drau auch für junge Menschen flott genug schlägt.