Tierischem begegnet man in Obernberg am Brenner im Tiroler Wipptal auf Schritt und Tritt: Man könnte fast meinen, die Tierwelt sei das zentrale Thema des verlängerten Wochenendes, an dem eigentlich Yoga und Schneeschuhwanderungen auf dem Programm stehen. Nur eine halbe Stunde liegt der kleine Ort an der italienischen Grenze von Innsbruck entfernt und doch wähnt man sich weitab jeglichen Trubels.


Schon um halb acht Uhr morgens versammelt man sich im Seminarraum von Almi’s Berghotel und übt Yogapositionen mit klingenden Namen wie „Adler“, „nach unten schauendem Hund“ und „Cobra“. Yogalehrerin Hannah Rinnhofer führt durch die Übungen der sogenannten „Moksha“-Praxis, eine Abfolge von Positionen, die Muskeln dehnen, stärken, in Form bringen und die Gedanken durch Konzentration und bewusste Atmung endlich zur Ruhe kommen lassen.
„Einatmen, ausatmen und in die Cobra nach oben beugen“, holt Hannah wieder in die Realität zurück. Gedanken wie „Was, noch weiter nach oben?“ kommen auf, ziehen aber schnell vorbei, denn schon befindet man sich in der nächsten fordernden Position. Wackeln, aus der Rolle fallen und dann doch zur inneren Balance finden.

Hannah Rinnhofer leitet durch die Yoga-Einheiten
Hannah Rinnhofer leitet durch die Yoga-Einheiten © Meingassner


Nach der einstündigen Einheit begegnet man bereits dem nächsten Tier – denn der Magen knurrt wie ein Wolf. Wer glaubt, in der 400-Seelen-Gemeinde am Brenner sei neben der Einrichtung auch das Essen urig und traditionell, der irrt gewaltig. Spätestens beim Frühstück wird klar, dass sich Besitzer Burgi und Sepp Almberger schon längst auf die unterschiedlichsten Ernährungsformen und Lebensmittelallergien eingestellt haben. Von vegan bis glutenfrei – hier kommt jeder auf seine kulinarische Kosten.

Spurensuche


Frisch gestärkt kann man bei der Schneeschuhwanderung selbst zum Schneehasen werden oder vielleicht sogar einen entdecken, denn Bergwanderführer Lukas Rinnhofer ist als Biologe den heimischen Tieren stets auf der Spur. Schon wenige Schritte nach dem Aufbruch entdeckt er bereits die ersten Fährten im Schnee. „In welche Richtung ist dieser Hase denn gelaufen?“, will Lukas von der Gruppe wissen und löst damit erst mal das große Schweigen der „Lämmer“ aus.

Wanderführer Lukas Rinnhofer ist der Flora und Fauna auch unter der Schneedecke auf der Spur
Wanderführer Lukas Rinnhofer ist der Flora und Fauna auch unter der Schneedecke auf der Spur © Meingassner


Mit jedem überwundenen Höhenmeter steigt auch das Wissen der Schneeschuhwanderer über die heimische Flora und Fauna. Denn Lukas nimmt seine Aufgabe als Biologe ernst und zeigt dabei keine Berührungsängste. „Welches Tier kam hier vorbei?“, will er wissen und deutet dabei auf die Losung eines Schneehuhns. Und wieder schweigen die Lämmer.


Umso weiter man in die idyllische Bergwelt des Landschaftsschutzgebiets Obernberger See vordringt, desto schneller kommt das gleiche Gefühl auf wie zuvor auf der Yogamatte: einatmen, ausatmen, endlich entspannen. Zurück im Tal kann man bei einer zweiten – dieses Mal regenerierenden – Yogaeinheit den Tag noch einmal Revue passieren lassen. Im Kopf sagen sich dabei Cobra und Hase schon einmal Gute Nacht.