Für mehr als ein Viertel steht hingegen schon jetzt fest, heuer nicht zu verreisen. Die meisten Österreicher werden ihren Urlaub im eigenen Land verbringen. Ulrich Reinhardt, Professor am Zentrum für Zukunftsstudien der FH-Salzburg, am Donnerstag bei der Vorstellung einer Tourismusstudie: "Mit Ausnahme von Holland ist für die Europäer das jeweils eigene Land das beliebteste Reiseland." Rund 22 Prozent der Österreicher, die 2010 einen Urlaub gemacht haben, verbrachten ihn im eigenen Land. Bei den Deutschen war dieser Anteil noch höher: Fast 37 Prozent der Deutschen machten einen Inlandsurlaub.

Mittelmeer ist am beliebtesten

Abgesehen vom Heimaturlaub zieht es die Österreicher auch in diesem Jahr wieder ans Mittelmeer. Kroatien könnte seinem Nachbarland Italien dabei erstmals ernsthafte Konkurrenz um den Spitzenplatz machen. Rund 11 Prozent der befragten Österreicher planen eine Reise nach Kroatien, etwa 9 Prozent nach Italien. "Kroatien scheint das Wettrennen mit Italien gut zu bewältigen", kommentierte Reinhardt die Entwicklung. Seiner Ansicht nach könnte Kroatien sogar zum Reiseziel Nummer 1 der Österreicher aufsteigen. Kroatien sei günstiger als Italien, aber ähnlich schnell erreichbar.

"Die Zukunft des Tourismus wird von imateriellen Werten abhängen", prophezeite der Zukunftsforscher heute. "Unsere kinderlose und versinglete Gesellschaft legt im Urlaub Wert auf Gastfreundschaft, Service und vor allem Geselligkeit." Die Kernmotive, in den Urlaub zu fahren, seien Erholung und ein Kontrast zum Alltag. Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis steht aber dennoch an oberster Stelle, wenn man nach den Kriterien bei der Auswahl eines Urlaubsziels fragt. Die Deutschen beispielsweise bleiben zwar im Schnitt länger im Urlaub als die Österreicher, geben aber weniger aus.

Die aktuellen Entwicklungen am Reisemarkt rund um die Unruhen in Tunesien und Ägypten dürften, so Reinhardts Einschätzung, keine gravierenden Auswirkungen auf das Urlaubsverhalten der Österreicher haben. "Österreicher und Deutsche sind mit einem chronischen Kurzzeitgedächtnis ausgestattet. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Krisen schnell vergessen wurden", meinte Reinhardt.

Österreich bei Deutschen nicht mehr so gefragt

Österreich ist bei Touristen aus dem wichtigsten Herkunftsmarkt Deutschland längst nicht mehr so gefragt wie in den 1990er Jahren: Rangierte die Alpenrepublik damals noch auf Platz 2 der beliebtesten Reiseziele der Deutschen, so ist sie im Vorjahr auf Platz 4 abgerutscht. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der deutschen Urlauber halbiert, sagte Reinhardt. Er erwartet aber, dass die Bedeutung Österreichs für deutsche Touristen wieder steigen wird.

"Österreich muss seinen Fokus auf ältere Touristen richten", rät der Zukunftsforscher. Schließlich werde in 15 Jahren jeder zweite Deutsche über 50 Jahre alt sein. Die sogenannten "Best-Ager" würden die Ähnlichkeiten Österreichs mit Deutschland schätzen und gerne nach Österreich kommen. Reinhardt sprach sogar von einer "Renaissance des Alpentourismus".

Deutschland auf Platz 8

Während Österreich bei den Deutschen immerhin Platz 4 der beliebtesten Reiseziele einnimmt, ist Deutschland bei den Österreichern kaum gefragt und schafft es nur auf Rang 8. Sieht man von Reisen am Heimatmarkt ab, hat es die Österreicher im vergangenen Jahr vor allem nach Italien (16,8 Prozent), Kroatien (13,5 Prozent), in die Türkei (12,2 Prozent) und nach Spanien (6,8 Prozent) bzw. Griechenland (6,5 Prozent) gezogen.