Auch am Donnerstag setzten einige österreichische Reiseveranstalter ihr Angebot an Tagesausflügen nach Kairo aus, wie etwa TUI Austria der APA auf Anfrage mitteilte. Das Außenamt empfiehlt indes "dringend" vor allem am Freitag und Samstag größere Menschenansammlungen sowie das Zentrum von Kairo und die Zentren anderer Städte großräumig zu meiden. Eine offizielle Reisewarnung für Ägypten gibt es jedoch noch nicht. Derzeit befinden sich in den Touristenzentren des Landes mindestens 1.300 Österreicher.

Kein Rechtsanspruch

Der Obmann des Fachverbandes der Reisebüros bei der Wirtschaftskammer Österreich, Edward Gordon, betonte, dass ein Einstellen des Angebots an Tagesfahrten in gefährdete Gebiete "sicherlich sinnvoll" sei. Da es sich dabei um eine Zusatzleistung bei Pauschalreisen handle, bestehe auch kein Rechtsanspruch darauf, erklärte Gordon gegenüber der APA.

Wie TUI Österreich erklärte, seien die typischen Touristenorte von den Protesten gegen die ägyptische Regierung weiterhin nicht betroffen. Bis dato seien weder von Gästen vor Ort noch von zukünftigen Reisenden Stornierungen oder Beschwerden aufgetreten. Ob Tagesausflüge aus den Badegebieten in die Hauptstadt und die nahe gelegenen Pyramiden von Gizeh durchgeführt werden, werde laut Presseabteilung "von Tag zu Tag" neu entschieden. Zudem informierte das Unternehmen, dass sich derzeit 380 TUI-Urlauber im nordafrikanischen Land befinden.

Der Reiseveranstalter Thomas Cook/Neckermann bot laut dpa seinen Gästen auch am Donnerstag ungeachtet der politischen Unruhen wieder Ausflüge nach Kairo an. Walter Krahl von Ruefa Reisen (Verkehrsbüro Group) gab bereits am Mittwoch bekannt, dass manche Veranstalter Tagesausflüge nach Kairo abgesagt haben. Auch der deutsche Reiseveranstalter FTI Touristik will auf Tagesfahren bis einschließlich Dienstag verzichten. Ebenso entfallen die Kairo- und Alexandria-Ausflüge von REWE Touristik Deutschland bis nächsten Freitag (4. Februar).

Keine offizielle Reisewarnung

Eine offizielle Reisewarnung des österreichischen Außenministeriums gab es bis Donnerstagnachmittag noch nicht. Auf Anfrage hieß es aber am Nachmittag, dass nicht ausgeschlossen werden könne, dass es abhängig von der weiteren Entwicklung zu einer Reisewarnung kommen könnte. Zum jetzigen Zeitpunkt habe allerdings noch kein EU-Staat eine solche Reisewarnung ausgesprochen. Auf seiner Webseite weist das Ministerium allerdings auf ein "erhöhtes Sicherheitsrisiko" hin. Besonders am kommenden Freitag und Samstag werden demnach Großdemonstrationen erwartet.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) appellierte indes in einer Aussendung an die Reiseveranstalter, kostenlose Stornierungen und Umbuchen für Ägypten-Reisende zuzulassen. Der VKI stellt demnach klar, dass eine Reisewarnung des Außenministeriums "in der Judikatur keine zwingende Voraussetzung für ein Recht auf einen kostenlosen Rücktritt wegen des Wegfalls der Geschäftsgrundlage" sei. Wenn die in Medien dargestellte Gefahrensituation einen "'Durchschnittsreisenden' so ängstigen würde, dass eine Reise unzumutbar ist, dann kann man kostenlos stornieren", so der VKI weiter.

Die Demonstrationen in Ägypten, durch die bisher sechs Menschen ums Leben kamen, seien auf "historisch gewachsene Orte" vor allem im Großraum Kairo und im Nildelta beschränkt, teilte Botschafter Thomas Nader der APA am Mittwoch auf Anfrage mit. Die überwiegende Mehrheit der österreichischen Touristen reise hingegen in die Badeorte Hurghada und Sharm el-Sheikh am Roten Meer oder unternehme eine Nilkreuzfahrt (zwischen Assuan und Luxor). Auch für die Teilnahme letzterer sieht Nader keine Gefährdung. Jährlich urlauben in Ägypten rund 200.000 Österreicher.

Genaue Beobachtung

Auch der österreichische Reiseveranstalter Rewe Austria Touristik setzt angesichts der anhaltenden Anti-Regierungsproteste in Ägypten seit Dienstag die Tagesausflüge nach Kairo aus. Bereits gebuchte Reisen werden aber nicht abgesagt. Dennoch werde die Lage "ganz genau beobachtet", wie der Geschäftsführer Martin Frost am Donnerstagnachmittag gegenüber der APA betonte. Auch seitens Ruefa Reisen (Verkehrsgroup) würden die Kairo-Ausflüge derzeit ausgesetzt, so Vertriebsleiter Walter Krahl. Er berichtete zudem von vermehrten Kundenfragen, geplante Ägypten-Reisen betreffend.

Bei Reisen, die in den nächsten Tagen stattfinden und einen Kairo-Schwerpunkt haben, würden Besichtigungen in der Hauptstadt in die Vormittagsstunden verlegt beziehungsweise gefährliche Gegenden gemieden um den Demonstrationen aus dem Weg zu gehen, erklärte Krahl. Kairo-Reisen könnten auch "umgebaut oder verschoben" werden, die Reiseveranstalter würden hier versuchen, eine geeignete Lösung mit den jeweiligen Kunden zu finden, so Krahl. Eine kostenlose Stornierung, wie sie der VKI am Donnerstag forderte, sei indes noch "kein Thema". Derzeit halten sich rund 500 Österreicher mit Ruefa in Ägypten auf, 90 Prozent davon in den typischen Touristenorten.

Mit Rewe Touristik Austria urlauben momentan 350 Österreicher in Ägypten. Laut Frost sei aber von Reaktionen vor Ort - eine etwaige vorzeitige Heimreisen betreffend - nichts bekannt, da sich die blutigen Proteste bisher vor allem auf das Zentrum Kairos beschränken.