Gelb-grün. So müsste die zypriotische Flagge ausschauen. So gelb, wie sich jetzt die Abertausenden Mimosenbäume, Ginsterbüsche und Margeriten vom Grün der Olivenbäume oder Kiefern abheben; ehe dann Oleander und Bougainvilleen kräftig zyklam, rosa und rot explodieren. Die Flagge verändern? Die bleibt, wie sie ist: die Umrisse Zyperns in Orange (wie das Kupfervorkommen) auf weißem Grund mit zwei Olivenzweigen.

Veränderungen. Die sind - abseits all der historischen Fakten - auf der drittgrößten Mittelmeerinsel ohnehin angesagt. Marisa ist gebürtige Schweizerin - und seit Langem glücklich auf Zypern. Griechisch spricht sie wie eine Einheimische. "Wenn ich Ärger habe, gehe ich durch den Orangenhain. Der Duft der Blüten beruhigt ungemein." Salbei, Thymian, Rosmarin, Lavendel und Sideritis, den zypriotischen Bergtee, erntet sie in ihrem großen Kräutergarten und mischt sie zu duftenden Teemischungen.

Orangenduft

Wie aber den Duft der Orangen- und Zitronenblüten einfangen? Es wäre eine Aufgabe für Marisas Ehemann Safronis Potamitis. "Er ist ein Vordenker", sagen die Einheimischen, während Safronis auf den Feldern Artischocken, kleine knackige Gurken, süße Tomaten erntet und dann bei den Fischern in Zygi (Südküste) die typische Barbounia (Rotbarbe) kauft. Wenig später sind oben im Dorf Tochni herrliche zypriotische Köstlichkeiten daraus gezaubert. Die Serie der kalten und warmen "Meze", in kleinen Schüsseln serviert, will nicht abreißen: Griechischer Salat mit Koreander, gegrillter Halloumi-Käse mit Tomatensoße und Chili, gebratene Artischocken und Tarawurzeln, Wildspargel, Oktopus, Huhn mit Oliven - sehr griechisch, aber mit weniger Öl und raffinierter gewürzt, die Prise Zimt über den geschmorten Auberginen, Minze im Faschierten, stets ein Spritzer Zitrone.

Die, die gerade von der Radtour oder einer Wanderung zurück in die Dörfer kommen, setzen sich gerne an den Tavernentisch. Safronis war der Erste auf der Insel, der "Agritourismo" angeboten hat. Alte, revitalisierte Steinhäuser sind jetzt Ferienwohnungen.

Leben im Dorf

Leben im Dorf also, Kaffee unter dem "eigenen" Orangenbaum oder mit den Einheimischen am klapprigen Holztisch unter dem Olivenbaum. Safronis denkt bereits weiter, an Agritourismo mit Kunstkursen. Und zwischendurch ein paar Autominuten (Achtung Linksverkehr!) hinunter an den Strand, vorbei an mondänen Hotels mit tollen Spas, die sich ganzjährig um Gäste bemühen. Die kommen aus Russland, England, Österreich, Deutschland, den Niederlanden und Frankreich. Man schätzt die Vielfalt der Insel hier im griechischen Teil: ob Fünfstern-Luxus oder urige Idylle in Dörfern, ob touristischer Rummel an Stränden in Agia Napa oder unverbaute Naturlandschaft auf der Akamas Halbinsel (mit Jeepsafari oder Wanderschuhen) oder Ausgrabungsstätten.

Große Veränderungen hat auch Kostas hinter sich. Er war Banker. Seit 14 Jahren ist er Winzer im Troodos-Gebirge, rekultiviert zypriotische Rebsorten, heimst mit seinen fruchtigen Tropfen Preise ein. "Die Rückbesinnung auf unsere ländlichen Produkte tut uns gut." Das ist auch die Maxime von Marilena in der Hauptstadt Nikosia. Sie hat in London Wirtschaft studiert. Jetzt aber ist sie TV-bekannte Köchin, fährt durch die Dörfer, um von alten Frauen ursprüngliche zypriotische Rezepte zu erfahren. Ein Kochbuch ist in Arbeit - während im Backrohr das Lamm bedeckt mit Zweigen vom Johannisbrotbaum schmort. Der Grießkuchen getränkt mit Rosenblütensirup ist schon fertig. Aber keine Sorge, zum Schluss hilft Zivania, der zypriotische Tresterbrand.

Diese Reise wurde unterstützt von: Jahn-Reisen, ITS Billa-Reisen, Fly Niki, Fremdenverkehrszentrale Zypern