Bitte gehen Sie aus dem Bild." Der deutsche Tourist fuchtelt mit der Hand und deutet mir, auf die Seite zu gehen. Sogleich wird das "Bad der Aphrodite" bestmöglich in Szene gesetzt. Der kleine Teich, der sich in einer Grotte auf der Halbinsel Akamas befindet, soll ein Lieblingsplatz von Aphrodite gewesen sein.

Der Legende nach hatte die Göttin der Liebe und der Schönheit nach dem Schwimmen im Meer dort gerne ein Bad genommen. "Morgen fahren wir zu ihrem Geburtsort", höre ich den Leiter der Touristengruppe sagen, die sich gerade wieder auf den Weg macht. Aha, da wandelt jemand auf den Spuren der sagenumwobenen Schönheit. Denn Petra tou Romiou ist längst nicht der letzte Ort auf Zypern, den man mit der Göttin in Verbindung bringt. In einem Prospekt wird sogar mit einer eigenen Kulturroute geworben. Sehenswert ist dieser Strand mit den drei Felsen auf jeden Fall, wird er doch als einer der schönsten der Insel gehandelt. Und da ist schon etwas dran.

Weltkulturerbe

Ein Hauch von Geschichte weht in jedem Winkel von Zypern. Die drittgrößte Insel des Mittelmeeres ist reich an Kulturgütern. In Pafos, einer Hafenstadt im Südwesten, findet man unter anderen eine mittelalterliche Festung, Königsgräber aus dem 4. Jahrhundert und römische Villen. Die gesamte Stadt wurde dank ihres Kulturschatzes sogar von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Kourion nahe Limassol war einst ein Stadtkönigreich und zählt heute zu den eindrucksvollsten archäologischen Fundstätten Zyperns. Zu finden sind dort ein griechisch-römisches Theater, Landhäuser und eine frühchristliche Kirche. Während der byzantinischen Zeit entstanden im Troodos-Gebirge im Landesinneren zahlreiche Kirchen und Klöster. Eines von ihnen ist das Heilige Kloster von Machairas. In seinem Garten bewirtschaften die dort lebenden Brüder einen Kräutergarten. Ihre Produkte verkaufen sie im hauseigenen Laden. Alte Sitten und Traditionen leben vor allem in den Dörfern fort. Und in diesen kann man wahrlich der Hektik unserer Zeit entfliehen.

Kaffeeklatsch

Viele Ortschaften in den abgelegenen Gebieten haben ihren ursprünglichen Charakter bis heute bewahrt. In vielen Fällen bestehen sie nur aus einer Handvoll Häusern, einer Kirche und einem Kafeneion. Das Kaffeehaus ist der Treffpunkt der Männer. Dort diskutieren sie, spielen Tavli - eine Art Backgammon - und lassen sich dabei ein Tässchen des starken, zypriotischen Kaffees schmecken. "Frauen trifft man hier aber keine an. Sie haben andere Sachen zu tun", sagt Fremdenführerin Dena Markidou mit einem Schmunzeln. Sticken zum Beispiel. Das Dorf Lefkara, 40 Kilometer von Larnaka entfernt, ist bekannt für seine Stickereien und Hohlsaumarbeiten, die sogenannten Lefkarítika.

Die Dorfbewohnerinnen, wie die 83-jährige Evdokia, besticken beigefarbenen Leinenstoff in mühevoller Handarbeit mit Kreuz- oder Rautenmustern. Das nimmt Zeit in Anspruch. Für eine große Decke werden oft Monate benötigt. Einst soll sogar Leonardo da Vinci im Dorf gewesen sein. Es wird erzählt, dass er bei den Stickerinnen eine Altardecke für den Mailänder Dom in Auftrag gegeben hat.