Erst eine Viertelstunde im Regenwald unterwegs und schon hat man ein Aushängeschild Costa Ricas vor der Linse: den bunten Tukan, den bis zu 60 Zentimeter großen Spechtvogel. Das charakteristische Pfeifen des Leitvogels, der seine mehr hüpfenden als fliegenden Artgenossen ruft, wird zur ständigen Begleitmusik im Naturparadies. Ein Tukan-Pärchen bleibt ein Leben lang zusammen, erklärt Naturführer Olman im Regenwald des Naturreservats der Hacienda Baru in Dominical, wo man in einem exotischen Garten wohnt.

Olman zeigt auf einen hohen Kapokbaum und stellt das Beobachtungsfernrohr scharf. Ganz oben liegt ein Dreifinger-Faultier mit seinem Baby. Allein hätten wir das nie entdeckt. Es schläft 17 Stunden am Tag, ist aber nicht das faulste Tier der Welt! Sehr fleißig sind die Blattschneider-ameisen, die sich so festbeißen, dass sie selbst mit abgerissenem Kopf eine Wunde so verschließen können, als hätte ein Arzt Klammern gesetzt. Die Ureinwohner nutzten sie dafür und als Nahrung. "Ein Teelöffel enthält mehr Protein als ein Steak." Kapuzineraffen hüpfen lärmend von Ast zu Ast, wilde Hühner durchstreifen das Dickicht, ein grün-blauer Pfeilgiftfrosch präsentiert sein schönes Muster. Für die Jagd legte man die mit seinem Gift getränkten Blätter aus, damit Tiere gelähmt und gefangen werden konnten, erzählt Olman vor einem 40 Meter hohen, 200 Jahre alten Sandbüchsenbaum mit konischen Stacheln und giftiger Milch. Seine blütenförmige Samenkapsel diente einst den Kolonialherren als Behältnis für Sand zum Trocknen der Tinte. Als wir auch noch den "very special" Blauscheitelmotmot, einen bläulichen Vogel mit oranger Brust sehen, sind wir überglücklich.

Wohnen im geretteten Wald

Drei Busstunden weiter südlich liegt die Esquinas Rainforest Lodge, eine von fünf Top-Öko-Lodges in Costa Rica mit Zertifikat für nachhaltigen Tourismus. Aufgebaut wurde sie vom Österreicher Michael Schnitzler, der 1991 die Aktion "Regenwald der Österreicher" gründete und dadurch den Esquinas-Regenwald im Nationalpark Piedras Blancas gerettet hat. Auch auf der Esquinas Lodge ist der größte Morgenmuffel hellwach, wenn um 6 Uhr ein goldenes Licht das üppig-satte Dunkelgrün überstrahlt und Vogelbeobachten angesagt ist. Mit Fernglas und Guide Mario geht es in den Tieflandregenwald. Ein fasanähnliches Kokkohuhn spaziert durch die Morgendämmerung, rassige rot-schwarze Tangaren fliegen vor die Linse, gefolgt von Fliegenschnäppern und entzückenden Kolibris, die in der Luft schwirrend mit ihrer langen, dünnen Zunge Nektar von Korallenbaumblüten schlürfen. Und plötzlich tauchen zwischen riesigen Blättern der Bananenbäume zwei Nasenbären auf. "Sie riechen Bananen auf zwei Kilometer Entfernung", erklärt Mario. Leuchtend bunte Papageien und Woody Woodpecker - der Helmspecht - sind auch da. Wie bestellt präsentiert sich auf einer Sonnenbank im Tümpel ein Kaiman mit Baby. Beim Frühstück mit Reis mit Bohnen, Eierspeise und frischen Ananas, Papayas und Bananen wird man von zehn Zentimeter großen, blauen Morpho-Schmetterlingen umschwirrt.

Wer will, unternimmt Ausflüge zu Pferd oder mit dem Boot inklusive Baden im 28 Grad warmen Meer. Nach dem herrlichen Abendessen mit Ceviche, dem zarten Fisch mit Limonen und Chili, wird meist das Bett zum Sehnsuchtsobjekt. Von der Nachtmusik aus Millionen Zikaden in allen erdenklichen Tonlagen und dem "Ting" des tief in den Bromelien verborgenen Glasfrosches wird man auch zu Hause noch träumen.