Der gesamtwirtschaftliche Ausblick für 2013 fällt durchwachsen aus. Spürt das die Reisebranche auch, warten die Kunden mit Buchungen ab?

HARALD NOGRASEK: Diese Vorsicht zeigt sich eher bei den Unternehmen also im Bereich der Geschäftsreisen. Bei den privaten Kunden sehen wir das nicht. Eher im Gegenteil, es gibt einen verstärkten Trend zu Fernreisen. Hier stehen Thailand, die Malediven aber auch Kuba im Fokus.

Welche Trends sehen Sie?

NOGRASEK: Reise-Trends sind extrem kurzfristig geworden. Ein Trend sind aber Deutschland-Reisen. Immer mehr Österreicher fahren etwa an die Ostsee aber auch in deutsche Städte.

Haben sich die Geschäftsreisen nach der Krise je wieder erholt?

NOGRASEK: Hier merken wir die starke Konkurrenzsituation, aber auch die Sparmaßnahmen der Firmen vor dem Hintergrund der konjunkturellen Situation. Der Wettbewerb bei den Geschäftsreisen wird sich weiter verschärfen.

Wie hat sich das Geschäft mit den Privaturlauben entwickelt?

NOGRASEK: Das hat sich auch 2012 gut für uns entwickelt. Sowohl der Direktvertrieb mit Hofer Reisen als auch der Filialbetrieb. Wir erzielen schöne Wachstumsraten. Wir haben bei Eurotours und Ruefa auch organisches Wachstum erreicht. Das Thema Urlaub ist ein sehr wichtiges, die Leute wollen auf Reisen nicht verzichten.

Haben sich die Buchungen bei Kreuzfahrten nach der Costa-Katastrophe wieder erfangen?

NOGRASEK: Das Costa-Unglück hat uns im Kreuzfahrt-Bereich wehgetan. Die Auswirkungen haben sich nicht nur auf Stornierungen reduziert, auch das Preisniveau in der Kreuzfahrt hat zu rutschen begonnen. Jetzt sind wir bei den Buchungen wieder auf dem Vorjahresniveau, als das Costa-Unglück noch nicht geschehen ist.

In der Hotellerie steigen die Kapazitäten, der Preiskampf ist enorm. Wie kann man da gegensteuern?

NOGRASEK: Die Kapazitäten steigen etwa in Wien rasant. Es sind viele internationale Ketten dazu gekommen. Wenn wir große Kongresse in Wien haben, dann funktioniert alles, aber das haben wir eben nicht immer. In den Nebenzeiten geht's dann mit dem Preiskampf so richtig los. Die Schlacht gewinnt man, indem man sich ein Konzept überlegt, um aus der Preisspirale hinaus zu kommen.

Wie sieht dieses Konzept aus?

NOGRASEK: Wir werden unsere Hotels klarer positionieren und in drei Kategorien unterteilen. Wir investieren in unsere Standorte. Unser Hotel-Portfolio ist nicht strategisch gewachsen, sondern historisch entstanden. Diese Heterogenität können wir uns in Zukunft nicht mehr leisten, deshalb müssen wir schauen, dass wir einheitliche Leistungsversprechen durchziehen können und auch im Einkauf billiger werden. Wird der Verdrängungskampf in der Hotellerie noch stärker?

NOGRASEK: Je mehr neue Hotels kommen, desto größer wird der Druck auf ältere und nicht gut aufgestellte.. Bis 2008 ist die Hotellerie wie ein Glöckerl gelaufen. 2009 und 2010 folgten die Jahre der Restrukturierung, weil wenn wirtschaftlich alles fällt, muss man Kostenmanagement betreiben. Da denkt man weniger über neue Marktkonzepte nach, sondern schaut, wo man sparen kann. Das ist uns halbwegs gut gelungen. Hotels, die ihre Hausaufgaben nicht erledigen und keine Story erzählen können, werden zu Verlierern

Die Bundesländer-Flughäfen kämpfen mit dem Abzug von Billigfluglinien, weil die öffentliche Hand kein Geld mehr dazuschießen kann.

NOGRASEK: Solche Geschäftsmodelle halten sich auf die Dauer nicht, weil immer jemand etwas dazu zahlen musste, was wirtschaftlich nicht zu verdienen ist.

Ist die Zeit der Konsolidierung bei den Airlines vorbei?

NOGARSEK: Bei den Airlines wird es zu Konsolidierungen kommen. Es wird auch Vernunft einkehren, die Preise werden steigen. Die Zeit der Zusammenschlüsse ist noch nicht vorbei. Asiatische Airlines werden zu uns herein kommen.

Mit welchen Folgen?

NOGRASEK: Das ist für Europa eine Herausforderung. Die weltweiten Knotenpunkte verschieben sich nach Asien und in den arabischen Raum. Für unseren Incoming-Tourismus ist es wichtig, dass das Flughafen-Drehkreuz Wien funktioniert.

INTERVIEW: MANFRED NEUPER,

GERHARD NÖHRER