Der heilige Martin ist der Schutzpatron des Burgenlandes. Und der Gänse. Doch weit her ist es mit der Schutzfunktion für das Federvieh nicht gerade, denn just an Martins Ehrentag, dem 11. November, geht es ihnen an den Kragen. Akribisch mit Salz und Majoran eingerieben und ins heiße Rohr geschoben, schmurgeln sie einer knusprigen Zukunft entgegen. Der Genuss, wenn sie duftend, inmitten von süßlichem Rotkraut, glasierten Kastanien, gebratenen Äpfeln und Erdäpfelknödeln auf dem Teller landen und solcherart die Gäste erfreuen, mag die Schmach etwas mildern.

In den Fünfzigerjahren soll man am Land vor lauter Gefieder nur einen weißen Teppich gesehen haben. Später verstummte das Gänsegeschnatter angesichts reduzierter Molekularküche, die mit den Kalorien einer schönen, fetten Gans nichts anzufangen wusste. Jetzt schnattern sie wieder, etwa 6000 Gänse lassen sich das saftige Weidegras gut schmecken, auf dass sie später selbst gut schmecken. "Was die Trüffel für das Piemont, sind Gänse für das Burgenland", schwört Tourismusmanager Mario Baier auf eine genussvolle Zukunft.

Das Kulinarikfestival "Gans Burgenland" gibt heuer die Premierenaufführung mit über 30 kreativen Veranstaltungen im Sinne der Gans. Auf dem Programm stehen Gänsefedernschleißen mit Pamhagener Bäurinnen (darunter versteht man das Trennen des Federkiels von der Daune) oder der "Gansltanz" im Gut Oggau, wo die Gourmetköche Alain Weißgerber und Walter Eselböck zum Menü von der Stekovics-Gans laden.

Alte Traditionen

Gleichzeitig feiert die Genussregion "Südburgenländische Weidegans" ihr zehnjähriges Jubiläum. Weil Wein und Gans eine besonders schmackhafte Symbiose bilden, sind kulinarische Höhepunkte vorprogrammiert. Man stelle sich den erdigen Blaufränkischen zum Gänsebraten oder einen Eiswein zur Gänseleberpastete vor.

Das bescheidene Südburgenland hat sich in den letzten Jahren ganz im Stillen zu einer Genussregion gemausert. Gar nicht bescheiden, was seine mineralischen Roten um Eisenberg betrifft. Krutzlers Perwolff gehört zum Besten, was das Burgenland zu bieten hat. Der nach Walderdbeeren schmeckende Uhudler ist mittlerweile auch unter Weingenießern anerkannt. Die Kellerstöckln, die die Landschaft prägen, kann man neuerdings auch mieten - romantischer Urlaub zwischen Isabellatrauben.

Eine der nettesten Traditionen, die es sonst nirgends in Österreich gibt, ist die Hochzeitsbäckerei im Südburgenland. Der Brauch besagt nämlich, dass jeder Hochzeitsgast ein "Bschoad-Pinkerl" mit süßen Köstlichkeiten mit nach Hause nehmen darf. Und da zu einer burgenländischen Hochzeit traditionellerweise viele, viele Gäste kommen, ist es immer auch viele, viele Kekse - eine Sorte raffinierter und köstlicher als die andere.

Weil heute kaum noch Hausfrauen Zeit finden, Kekse selbst zu backen, haben "süße Damen" ihr Hobby zum Beruf gemacht. Zum Beispiel Aloisia Bischof, die sich mit fast 50 Jahren zur Zuckerbäckerin ausbilden ließ. Badersdorf ist mittlerweile zur Pilgerstätte von Naschkatzen geworden. Zuckerbäcker Erich Lendl aus Bildein ist Lebkuchenspezialist. Fingerfertig dreht er ein Blatt Papier zu einer Tüte und behübscht mit feinem Zuckerstrahl Lebkuchenherzen und schreibt Liebesgrüße darauf. Der Laie ist ständig bemüht, die klebrige Zuckermasse, die aus der Tüte quillt, wieder hineinzuquetschen. Stolz ist man trotzdem auf das Ergebnis. Lendl verrät gerne seine Lebkuchen-Tricks: "Immer an einem kühlen Ort aufbewahren, dann bleibt er weich."

Genug vom Essen erzählt. Im Hotel Larimar in Stegersbach geht es auch anders. Authentische Ayurveda-Kuren mit "echten Indern" lassen Ernährungssünden dahinschmelzen. Ein Genuss ist die Therme, ideal zum Abtauchen vor dem Winterfrust.