Eigentlich ist "Persönlichkeitsprofilierung" bei Zoll- und Sicherheitskontrollen auf Flughäfen streng verpönt. Die Großmutter im Rollstuhl muss genauso penibel als potenzielle Terroristin untersucht werden wie der bärtige Araber im Kaftan. Aber jede Regel hat ihre Ausnahmen. Deshalb will die britische Zollbehörde nun Reichen und Entscheidern den beschwerlichen Hindernislauf der Einreise durch Flughäfen wie Heathrow leichter machen.

Der scheidende Chef der Zollbehörde "Border Agency", Brian Moore, überraschte den Innenausschuss des Parlaments, als er den Plan bei seiner Abschiedsanhörung enthüllte: Seine Behörde will "wertvolle Passagiere", gemeint sind Superreiche und Entscheider, schneller ins Land bringen. "Großbritannien ist für Unternehmer offen", sagte Moore den Parlamentariern. Chaos in Heathrow und stundenlange Wartezeiten haben vor den Olympischen Spielen Schlagzeilen gemacht und die Reputation Londons als internationalen Standort der Hochfinanz gefährdet. Die "Olympischen VIPs" wurden dann mithilfe einer dramatischen Personalaufstockung schnell und zügig abgefertigt.

"High value business persons" zuerst

Im Juli kündigte Einwanderungsminister Damian Green an, parallel zu den Sonderschaltern für EU-Bürger würden auch Einreisende aus den Commonwealth-Ländern Kanada, Australien und Neuseeland an eigenen Schaltern abgefertigt. Dieses Experiment soll nun auf "High value business persons" erweitert werden. Wie diese identifiziert werden sollen, teilte Moore nicht mit. Ganz neu ist der Plan nicht.

Längst können Passagiere der Business Class vor dem Aussteigen in Heathrow einen Fast Track Pass beantragen - im British Airways Terminal 5 reicht es, die "Premium" Boarding Card zu zücken. Wem das nicht reicht, steht der nur Eingeweihten bekannte VIP Service "Heathrow by Invitation" zur Verfügung: Für umgerechnet 2250 Euro werden bis zu sechs Passagiere mit Limousine am Flugzeug abgeholt und dürfen in einer VIP Suite Champagner schlürfen, bis die Pässe überprüft sind. Der "Guardian" erinnerte daran, dass vor der Einwanderungsbehörde schon lange nicht alle Menschen gleich sind. Wer mindestens 10 Millionen Pfund auf einem britischen Konto deponiert, kann schon nach zwei statt fünf Jahren Staatsbürger werden.

Die Schwelle für die Familiennachführung wurde erhöht: Seit Juli ist sie nur denen erlaubt, die umgerechnet mindestens 28.000 Euro im Jahr verdienen.