Während morgens draußen auf der Autobahn die rund 18.000 Mitarbeiter des Flugzeugherstellers Airbus zu ihrem Arbeitsplatz stauen, erwacht die Innenstadt von Toulouse langsam. Die Ausflugsschiffe auf der Garonne warten auf ihre ersten Gäste, auf dem Platz vor dem Rathaus entfaltet sich das Leben an den Marktständen. Toulouse ist nicht nur Industriemetropole, sondern lädt auch zur Entdeckungsreise durch die Gässchen im Zentrum ein. Die aus Backstein gemauerten Häuser sind der Grund, warum Toulouse - neben den Nachbarn Montauban und Albi - als "rosarote Stadt" bezeichnet wird. Dabei wurde der Ziegel, der als Baustoff der armen Leute galt, lang hinter Verputz und Farbe versteckt, bis man sich wieder der Tradition besann.

Sportliche Tradition hat in Toulouse nicht der Fußball, sondern Rugby - wobei es in Frankreich so ausgesprochen wird, wie es geschrieben wird. "Am Finaltag ist die ganze Stadt im Ausnahmezustand", sagt Mélissa Butelli vom städtischen Tourismusbüro und gerät über die Erfolge des aktuellen französischen Rugby-Meisters ins Schwärmen.

Kanonenkugeln

Das 80 Kilometer von Toulouse entfernte Albi atmet Geschichte. Der Ort war im 13. Jahrhundert der Brennpunkt im Kreuzzug gegen die vom Papst abtrünnigen Katharer - nach der Stadt auch Albigenser genannt. Im ehemaligen Bischofssitz neben der Kathedrale Sainte Cecile ist das Toulouse-Lautrec-Museum untergebracht. Der Maler, in Albi geboren, wurde zwar nur 37 Jahre alt, schuf aber fast 6500 Werke. "Die Stadt Toulouse selbst lehnte es nach dem Tod des Künstlers ab, dessen als anrüchig geltendes Werk zu übernehmen", erzählt Stadtführerin Gerlinde Chaumet Durin mit leicht rot-weiß-rotem Dialekt. Stammt sie doch aus Lienz in Osttirol und kam vor 40 Jahren der Liebe wegen her.

Religionskonflikte prägten die Region, Reformation und Gegenreformation hinterließen Spuren: Die Einschlagskrater an der Kirche Saint Jacques in Montauban sollen noch von den Kanonenkugeln der Belagerung Anfang des 17. Jahrhunderts herrühren. Kanonenkugeln gibt es daher noch heutzutage in den Geschäften der Stadt zu kaufen - als Spezialität aus Schokolade.

Montauban ist eine der ersten Bastiden, der mittelalterlichen Planstädte Frankreichs. Um einen zentralen Platz schachbrettartig angelegt, florierte in den Gassen der Handel. Erbaut entweder an einem Fluss wie Montauban oder auf einem Hügel, wie das malerische Cordes-sur-Ciel, das bei Nebel im Tal wie im Himmel zu schweben scheint.

Das Umland erkunden

Toulouse eignet sich durchaus für einen Wochenendtrip. Metro und Busse sind ideal für eine Stadt-Entdeckungstour. Wer vorhat, länger zu bleiben, sollte sich unbedingt ein Auto mieten und auch das Umland erkunden. Albi und Montauban sind schnell zu erreichen. Gemächlicher geht es per Hausboot. Der Canal du Midi und Garonne-Seitenkanal verbinden Toulouse mit dem Mittelmeer und dem Atlantik. "Dazu braucht man nicht einmal einen Bootsführerschein", erklärt Reiseleiterin Birgit Biza. Nur: "Zwischen zwölf und 14 Uhr haben alle Schleusen Mittagspause. Da muss man warten." Entlang der Kanäle liegen Städtchen wie Moissac, wo ein Viadukt den Garonne-Kanal über den Fluss Tarn führt. Dort trifft man Menschen, die noch mehr Zeit haben: Pilger auf dem Jakobsweg vor dem Anstieg in die nahen Pyrenäen.