In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Gästeankünfte aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Saudi-Arabien, Kuwait und Katar vervierfacht - zwischen Jänner und November 2011 legten sie gegenüber dem Vergleichszeitraum des Jahres davor um 33 Prozent auf den bisherigen Höchstwert von 153.600 weiter ungebremst zu. Die Zahl der Nächtigungen erhöhte sich um 29 Prozent auf 508.600 und soll im Gesamtjahr Schätzungen der nationalen Tourismusmarketing-Organisation Österreich Werbung (ÖW) zufolge die Marke 530.000 erreichen.

"Damit kommen erstmals mehr Araber nach Österreich als in die Schweiz", sagte der ÖW-Marktbeauftragte für die arabische Halbinsel, Klaus Ehrenbrandtner, im Gespräch mit der APA. Österreich habe in den vergangenen Jahren Marktanteile dazugewonnen. In der Schweiz habe sich die Zahl der Nächtigungen arabischer Gäste im Zehnjahreszeitraum 2001 bis 2011 "nur" verdoppelt. Zwischen Jänner und November im Vorjahr verbuchten die Eidgenossen 396.713 Übernachtungen durch Araber - um 2 Prozent weniger als im Jahr davor.

Großes Potenzial

"Das Potenzial ist weiterhin sehr groß", erwartet Ehrenbrandtner weitere Zuwächse in Österreich. International gesehen sei die Golfregion laut Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) der am dynamischsten wachsende Markt bei Auslandsreisen. Und auch der Bevölkerungszuwachs sei wesentlich stärker als bei allen anderen tourismusrelevanten Ländern.

Der gesamte arabische Markt habe sich enorm entwickelt. "Der Markt wird größer, die Nachfrage nach Österreich wird größer und es wird immer einfacher, hierherzukommen", verwies Ehrenbrandtner auf die verstärkten Direktflugverbindungen - nicht zuletzt dank der in Dubai beheimateten Fluglinie Emirates, die jetzt dreimal täglich von Dubai nach Wien fliegt, Tendenz steigend. München fliegt die Airline ebenfalls an - mit dem Airbus A-380. 2003 gingen gerade einmal drei Flüge pro Woche aus den arabischen Golfländern direkt nach Wien - 2011 waren es bereits 27.

Vereinfachtes Visum

Im Dezember wurden nun auch die Visaformalitäten für die arabischen Urlauber vereinfacht. In Dubai, Jeddah und in den Eastern Provinces gebe es nun Antragsstellen, davor mussten die Touristen für den Sichtvermerk im Pass direkt zur nächsten Botschaft, die oft mehr als 1.000 Kilometer entfernt war. "Es ist jetzt extrem einfach und komfortabel, ein Visum zu bekommen", freut sich Ehrenbrandtner. Für die Abwicklung sind seit wenigen Wochen die externen konsularischen Services von VFS Global (Visa Facilitation Services), einer Tochter des Schweizer Reisekonzerns Kuoni, zuständig.

Der Anteil der arabischen Gäste an den rund 125 Millionen Gesamtnächtigungen, die Österreichs Hoteliers pro Jahr ausweisen, bewegt sich noch weit unter 1 Prozent und ist nach wie vor ein sehr kleines, dafür aber dynamisch wachsendes Segment. In der heimischen Nächtigungsstatistik haben die Urlauber aus dem arabischen Raum die Australier, Chinesen und jetzt auch Japaner aber sukzessive überholt.

Den arabischen Markt bearbeitet die Österreich Werbung seit rund zehn Jahren, seit 2007 betreibt sie dafür ein eigenes Büro in Dubai. "Dieser Markt explodiert derart, dass ich eigentlich doppelt so viele Mitarbeiter bräuchte", schilderte Ehrenbrandtner. Die Dynamik sei extrem spürbar, aber von einem sehr niedrigen Niveau ausgehend, räumte der ÖW-Marketingexperte ein.

Lieblingsdestinationen

Zu den Lieblingsdestinationen der ausgabefreudigen Araber in Österreich zählen neben Wien, die Region Zell am See / Kaprun, die Stadt Salzburg, das Gasteiner Tal, Innsbruck, Seefeld, Kitzbühel und die Wörthersee-Region. Als nächstes will die ÖW in Dubai verstärkt das Ötztal bewerben - und jedes zweite Jahr soll eine neue österreichische Region dazukommen, die bei den Arabern ins Rampenlicht gestellt wird.

Die arabischen Urlauber sind im internationalen Vergleich laut Ehrenbrandtner die "biggest spenders" - vor den Amerikanern und Russen. Für ein Hotelzimmer in Wien geben die Gäste von der arabischen Halbinsel beispielsweise um 75 Prozent mehr aus als der Durchschnitt. Sie buchen fast nur Hotels im gehobenen Segment. Auch beim Einkaufen geben sie generell sehr viel aus.

Weltweit betrachtet bereisen die Araber am liebsten den arabischen Nahmarkt - sie besuchen sich gegenseitig. Ebenfalls sehr gefragt ist Urlaub in Malaysia und der Türkei, dem Gewinner der letzten Jahre. In Europa fahren sie am liebsten nach Großbritannien (London) - gefolgt von Frankreich (Paris), Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz.