Da tritt einem beim Zuschauen schon der Angstschweiß auf die Stirn: Blauer Himmel, Steilhang – man sieht angeschnitten ein Mountainbike, ein Snowboard oder ein anderes Sportgerät, und der Protagonist stürzt sich in die Felsen und überlebt das Abenteuer unbeschadet.

Bei solchen Aufnahmen ist meist eine Actionkamera im Spiel. Diese gehört heute zur Standardausrüstung vieler Hobby- und Profisportler. Die Kameras lassen sich auf alles Mögliche montieren, sind wasserdicht und klein. Und dank Youtube sind Zuseher schon längst an Wackelfilme gewöhnt.

Drei Testkameras von zwei Herstellern fanden den Weg in die Kleine Zeitung, allerdings: Der Altweibersommer macht Snowboarden unmöglich, zum Mountainbiken fehlt die Motivation und zum Skateboarden das Talent. Damit ist klar: Die Robustheit der drei Kameras muss mit einer völlig anderen Art „Extremsport“ auf die Probe gestellt werden.

Für den Marktführer GoPro gehen die aktuellen Modelle Hero4 Black und Hero4 Session an den Start. Herausforderer ist die Bandit von TomTom, bisher eher mit Navigationsgeräten erfolgreich.

Die Anforderung an die Kameras und an die „Sportart“: Gefragt sind mechanische Belastungen, Geschwindigkeit und ein interessanter Blickwinkel. All das vereint überraschenderweise das Sensenmähen: Die Schneide der Sense bewegt sich schnell, der Richtungswechsel ist eine Herausforderung an die Stabilität der Aufhängung und das Sensen aus der Sicht der Sense hat garantiert noch niemand gesehen.

Die drei Testgeräte lassen sich dank eigener Apps bequem aus der Ferne mit dem Smartphone oder Tablet steuern. Zumindest wenn man es schafft, die WLAN-Verbindung zum Tablet einzurichten. Das ist ziemlich kniffelig. PIN-Codes und Passwörter kosten Zeit. Ein NFC-Chip wie in modernen Bankomatkarten würde das „Herumfudeln“ unnötig machen.

Zeitlupe und 4K-Auflösung

Mit der App lässt sich der volle Funktionsumfang der Kameras nutzen. Die Hero4 Black bietet am meisten: Tolle Zeitlupenaufnahmen und eine Bildqualität, die die Möglichkeiten moderner 4K-Fernseher auszunutzen weiß. Als das kleine „Geschwisterchen“ kann die Hero4 Session beim Funktionsumfang nicht mithalten. Die Auflösung und die Bildwiederholrate sind deutlich geringer. Die TomTom Bandit ist beim Funktionsumfang weit abgeschlagen. Es gibt vier Aufnahmequalitäten im amerikanischen NTSC-Format – ein Problem für heimische TV-Geräte. Das Mischen der Aufnahmen mit denen anderer europäischer Kameras fällt schwer.

Das WLAN ist eingerichtet, die Action kann losgehen. Das Klebepad für die Kameras ist schnell auf der Sense montiert. Es hält bombenfest. Die Kamera zu montieren, fällt da schon schwerer. Zuerst muss die richtige Position gefunden werden und dann muss das Gehäuse auf einer wackeligen Sense mit roher Gewalt in die vorgesehene Halterung gepresst werden. Aber Vorsicht! Nur nicht in die Nähe der scharfen Schneide kommen. In diesem Bereich erkennt TomTom die Marktmacht von GoPro an und liefert trotz eigenem Befestigungssystem einen Aufsatz für GoPro-Halterungen mit. Aber das macht die Montage auch nicht einfacher.

Die Kameras sitzen und die Sense fährt das erste Mal ins Gras: Obwohl GoPro das Augenmerk darauf legt, die Kameras möglichst leicht zu machen, ist das Gewicht der Geräte spürbar. Doch das stört vermutlich nur die Profis bei der Sensen-WM. Beim Kurztest ist der Anspruch auf das Mähergebnis nicht so hoch – Hauptsache, die Brennnesseln in der Böschung sind abgemäht. Positiv fällt das kleine, leichte Gehäuse der GoPro Session auf: Durch das geringe Gewicht kippt sie beim Mähen am seltensten.

Schwacher Akku

Die leichte Bauweise hat auch einen Nachteil: Den Geräten geht recht schnell der Saft aus. Bei der Hero4 Black kann man sich mit Ersatzakkus behelfen, da der Stromspeicher austauschbar ist. Bei der kleinen Hero4 Session wurde auf den Wechselakku verzichtet. Bei der Akkuleistung versucht TomTom, den Konkurrenten abzuhängen. Die Batterie der Bandit kann locker mit einem Mittelklasse-Smartphone mithalten – auswechseln lässt sie sich allerdings nicht. Der ausdauernde Akku macht die Bandit allerdings deutlich schwerer als die Konkurrenten.

Und das wird zum Problem für die Kamera des Navi-Herstellers. Beim Befestigungssystem hat das Testgerät offenbar einen Fabrikationsfehler. Die Halterung ist mit Schrauben am Gehäuse fixiert. Das höhere Gewicht sorgt bei Bewegung und Erschütterung für hohe Fliehkräfte. Dem Extremsensenmähen halten die Schraubengewinde in der Haltevorrichtung nicht stand, sie springen aus der Haltevorrichtung und die Kamera fliegt in hohem Bogen davon. Den Flug übersteht das Gerät aber unbeschadet und liefert auch noch tolle Aufnahmen vom „Flug“. Am Gehäuse sieht man nur ein paar grüne Streifen. Das zeigt übrigens: Weiß ist keine gute Farbe für Actionkameras.

Der Marktführer GoPro hat bei Qualität und Stabilität also weiterhin die Nase vorne. Noch dazu gibt es eine Riesenauswahl an Zubehör. TomTom kann zwar mit deutlich besserer Akkuleistung punkten, doch diese macht die Kamera auch deutlich weniger belastbar.