Die Bewertung des Computer-Virus Flame spaltet die Antivirus-Szene. Während deutsche Regierungsexperten vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in dem Schadprogramm keine Waffe in einem Cyber-Krieg sehen, warnen die Fachleute des russischen Antivirus-Unternehmens Kaspersky Lab erneut davor, Flame zu verniedlichen.

Der Computerschädling Flame war in den vergangenen Monaten von Kaspersky Lab entdeckt worden. Flame spioniere seit über drei Jahren Computeranwender und Netzwerke im Iran, Nahen Osten und Nordafrika aus, erklärte das Unternehmen am Dienstag. "Die Komplexität und Funktionalität der neu entdeckten Schadsoftware übersteigt die aller bisher bekannten Cyber-Bedrohungen", sagte Firmen-Chef Eugene Kaspersky. Er setzte Flame in eine Reihe mit dem Schädling Stuxnet, der bestimmte Industrieanlagen-Module von Siemens angreift und vermutlich zur Sabotage der Atomprogramme im Iran eingesetzt wurde.

Zahlreiche Forscher untersuchen Flame

Dirk Häger vom BSI sagte am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa, die bei Flame entdeckten Funktionen seien auch in bekannten Schadprogrammen wie "Poison Ivy" zu finden. "Stuxnet war etwas Besonderes, Flame aber nicht." Dem widersprach am Freitag Kaspersky: Betrachte man die Vollständigkeit, Komplexität und Effektivität von Flame, unterscheide sich dieser Schädling deutlich von anderen Spyware-Programmen.

"Zur Zeit arbeiten zahlreiche Forscher verschiedener Unternehmen weltweit an der Analyse von Flame - und trotzdem sind alle Experten noch weit von einer vollständigen Analyse sämtlicher Komponenten entfernt", sagte Kaspersky. Daher sei es gewagt, Flame als "nichts Besonderes" zu bezeichnen, "denn Flame ist nach Ansicht der Experten erst die (beeindruckende) Spitze des Eisbergs".

Einig sind sich BSI und Kaspersky immerhin darin, dass die Länder im Nahen Osten das Hauptziel von Flame darstellen.