Facebook will das Maximum aus seinem Börsengang herausholen. Wegen der starken Nachfrage bietet das weltgrößte soziale Online-Netzwerk 25 Prozent mehr Aktien an als bisher geplant. Damit könnte die Erstemission (IPO) der Superlative am Freitag auf ein Volumen von bis zu 16 Mrd. Dollar (12,5 Mrd. Euro) kommen und in die Top Ten der größten IPOs vorstoßen.

421 Millionen Aktien werden angeboten

Die Entscheidung des 28-jährigen Facebook-Gründers und Firmenchefs Mark Zuckerberg folgt kurz auf die Anhebung der Preisforderung. Demnach werden die Anteilsscheine in einer Spanne von je 34 bis 38 Dollar angeboten statt der zuvor vorgesehenen 28 bis 35 Dollar. An die Anleger gebracht werden sollen nun rund 421 Millionen Aktien, 84 Millionen mehr als bisher angestrebt, wie Facebook am Mittwoch in einer Mitteilung an die Börsenaufsicht erklärte. Zuckerberg bleibt auch nach dem IPO mit einem Stimmrechtsanteil von 57,5 Prozent Mehrheitseigner. Am Donnerstag will das US-Unternehmen den Ausgabepreis festlegen.

Unter den Technologieunternehmen steht Facebook für den mit Abstand größten IPO aller Zeiten. Der US-Internetgigant Google etwa erzielte 2004 nur knapp 2 Mrd. Dollar. Die Nummer eins ist - bis zum geplanten Handelsstart von Facebook am Freitag - noch der deutsche Chipkonzern Infineon, der Thomson-Reuters-Daten zufolge mit seinem Marktdebüt im Jahr 2000 5,9 Mrd. Dollar erlöste. Branchenübergreifend ist der Facebook-IPO der zehntgrößte überhaupt. In Deutschland liegt nur der frühere Staatsmonopolist Deutsche Telekom vor Facebook. In der IPO-Rangliste der USA steht das erst vor acht Jahren gegründete Unternehmen hinter General Motors (GM) und Visa an dritter Stelle.

Von den Einnahmen des Börsengangs fließen Facebook selbst nur etwas mehr als die Hälfte zu. Der Rest geht an Geldgeber, die das Potenzial des Online-Treffpunkts früh erkannt haben. Auch mit dem angepeilten Börsenwert deklassiert Facebook die anderen Technologiegrößen. Mit 93 bis 104 Mrd. Dollar wäre das Online-Portal mehr wert als die Computer-Riesen Hewlett-Packard und Dell zusammen.

Der Rummel um Facebook sorgt unter Finanzmarkt-Experten für Staunen und Befremden zugleich. "Das ist mehr ein Spektakel, ein Medienereignis und ein kulturhistorischer Augenblick, als es ein IPO ist", sagte Analyst Max Wolff von GreenCrest Capital. Geschäftsmodelle und -daten spielten mittlerweile kaum eine Rolle mehr. Wolff erwartet, dass die Facebook-Aktie beim Debüt an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq etwa zehn Prozent zulegt.

Skeptische Investoren fragen sich, wie Facebook längerfristig die hochgesteckten Erwartungen erfüllen kann. Ihrer Einschätzung zufolge hat das Unternehmen bisher keine Strategie aufgezeigt, wie es aus der wachsenden Zahl an Nutzern Kapital schlagen kann, die über mobile Geräte auf Facebook zugreifen. Außerdem hat sich das Umsatzwachstum aus dem zentralen Geschäft mit Online-Anzeigen in den vergangenen Monaten verlangsamt.

Wasser in den Wein goss - ausgerechnet kurz vor dem IPO - nun auch GM. Der US-Autobauer kündigte an, künftig keine Werbung mehr über Facebook zu schalten. Die Opel-Mutter hält offenbar die Erfolgsaussichten der Werbung bei Facebook für zu gering. "Das wird die Nachfrage nach dem IPO wahrscheinlich nicht wesentlich beeinträchtigen", sagte Analyst Brian Wieser von Pivotal Research Group. Das Vorgehen von GM müsse nicht repräsentativ für die Mehrheit der Anzeigenkunden sein.