Es ist geschafft. Nach langem behördlichen Ringen reiht sich nun das erste Chiaöl in die Produktpalette der Ölmühle Fandler ein. Chiaöl ist zwar in Südamerika altbekannt, in Europa ist die Ölmühle damit aber Pionier. Erst vor sieben Jahren wurden die Samen von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit genehmigt. Seit etwa vier Jahren wird nun in dem steirischen Unternehmen an der Herstellung und der EU-Bewilligung gearbeitet. Am 21. September wurde das europaweit einzige offiziell genehmigte Chiaöl in Lebensmittelqualität nun in Pöllau präsentiert.

Die Samen selbst weisen wenig Eigengeschmack auf. In dem hellen Öl ist es aber gelungen, die Aromastoffe zu verdichten. Dementsprechend fein fällt die Essenz aus - sie schmeckt leicht nussig, trotzdem frisch, mit Nuancen von Artischocken und weißen Bohnen.

Kresse, Eierschwammerl, eingelegte Rübchen und Saibling: tolle Kombination mit Chiaöl
Kresse, Eierschwammerl, eingelegte Rübchen und Saibling: tolle Kombination mit Chiaöl © Fandler

Harald Irka, Drei-Haubenkoch in Straden, zauberte zur Produkteinführung eine Menge kreativer Einsatzmöglichkeiten von Chiaöl aus dem Hut - unter anderem fand sich das Produkt im knusprigen dunklen Chia-Dinkelbrot, als 1:1-Mischung aufgemixt mit Butter, in der Quittensauce zu gebratener Klettenwurzel oder gepaart mit Zwetschken/Saibling/Eierschwammerln. Der Chia-Presskuchen diente schließlich noch als schmackhafte Panade für das Kalbsbries.

Bald heimische Ernte?

Der Name ist Programm - "chian" bedeutet im Aztekischen soviel wie ölig. Chiasamen für die Ölproduktion in der Steiermark werden derzeit noch aus südamerikanischen Ländern wie Bolivien importiert - "weil uns die Bioqualität des Rohstoffs dort mehr überzeugt als etwa in Mexiko", erklärt Fandler-Geschäftsführer Peter Schloffer. Rund 4,5 Kilo Samen braucht man, um einen Liter Öl zu gewinnen.

Versuche, Chia auch auf den heimischen Äckern zu etablieren, gibt es bereits. Man kooperiert bei Fandler mit Experten der Universität für Bodenkultur. Nahe Gleisdorf etwa wird auch schon am Anbau der mit dem Salbei verwandten Pflanze gefeilt. Diese ist allerdings eine Diva und verträgt nicht allzuviel Feuchtigkeit. Probleme bereitet auch die Ernte - die heimischen Dreschmaschinen sind nicht auf derart kleine Samen ausgelegt. "In den nächsten Jahren könnte es dafür aber Lösungen geben", ist man bei Fandler überzeugt.

Chiaöl lässt sich ebenso gut ins Joghurt mischen wie die Samen
Chiaöl lässt sich ebenso gut ins Joghurt mischen wie die Samen © (c) Stephanie Frey - Fotolia (Stephanie Frey)

Den Hype um die Samen, die schon Mayas wie Azteken gern verspeist haben sollen, nähren Studien um die gesunde Wirkung. So sind die dunklen und mitunter auch weißen Minisamen gute Omega-3 und Omega-6-Lieferanten sein - der Omega-3-Gehalt übersteigt sogar den von Leinöl. Außerdem ist eine Menge Eiweiß, Aminosäuren, Eisen, Magnesium und Antioxidantien enthalten. Der hohe Gehalt an Ballaststoffen macht sie zum sättigenden Diät-Verbündeten.