"Die Beweise sind dünn": Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie aus Kopenhagen, die der Frage nachging, ob Probiotika einen positiven Einfluss auf die Darmflora von gesunden (!) Menschen haben. Die Werbung für diverse Lebensmittel, die mit Bakterien angereichert sind, richtet sich aber meist an genau jene: die gesunde Gesamtbevölkerung.

"Laut unserer Überblicksstudie gibt es keine überzeugenden Beweise, dass Probiotika einen langzeitigen Effekt auf die Darmbakterien von gesunden Erwachsenen haben", sagt Mitautorin Nadja Buus Kristensen. "Trotzdem werden diese Produkte in großen Mengen von der Bevölkerung konsumiert." 

Bei Krankheiten

Das ist aber keine Absage an Probiotika an sich: Die positiven Effekte dieser Bakterien, die von außen zugeführt werden und sich im Darm ansiedeln sollen, wurden beim Reizdarm-Syndrom oder Stoffwechsel-Erkrankungen beobachtet. Bei gesunden Menschen konnten aber keine Veränderungen festgestellt werden.

Und: Probiotika sind nicht gleich Probiotika! Die Produkte, die als Therapie bei kranken Menschen eingesetzt werden, gebe es nicht im Kühlregal des Supermarktes, sondern in der Apotheke, betonen Experten. Auch die Einsatzbereiche müssten genau definiert werden: So würden sich Probitioka vor allem für die kurzfristige Therapie eignen, langfristig setzt man eher auf Präbiotika - diese Stoffe "füttern" die guten Bakterien im Darm.

Gastroenterologen - das sind Spezialisten für die Verdauungsorgane - bringen gerne das folgende Beispiel, um die Relationen von Bakterien von außen und dem Mikrobiom des Darms aufzuzeigen: Wenn ein Flugzeug aus Wien nach New York fliegt und dort 400 Österreicher "ausspuckt", ist die Stadt trotzdem nicht "österreichisch". Ähnlich verhält es sich im Darm, wenn ein Portiönchen probiotischer Bakterien dort ankommt.

Kekse und Milchgetränke

Die Überblicksstudie analysierte die Ergebnisse von sieben Untersuchungen zur Wirksamkeit, die Teilnehmer waren zwischen 19 und 88 Jahren alt. Die probiotischen Produkte, die sie zu sich nahmen, wurden als Kekse, Milchgetränke oder Kapseln beschrieben. Da die jeweiligen Teilnehmergruppen relativ klein waren und die Produkte sehr unterschiedlich, gestehen die Studienautoren selbst ein, dass die Aussagekraft ihrer Überblicksarbeit eingeschränkt sein könnte.

"Während es Belege gibt, dass Probiotika Menschen mit Erkrankungen helfen können, gibt es kaum Beweise für die Wirksamkeit bei Gesunden", fasst Studienautor Oluf Pedersen zusammen. Um mehr Wissen zu generieren, bräuchte es in Zukunft aber besser gemachte Untersuchungen.