Jetzt liegt es in einem Plastikröhrchen, das Kinderchirurg Johannes Schalamon in der Hand hält: ein Stück Walnuss. Dieses Stückchen steckte in der Lunge des zweijährigen Nick und wurde in einer Notoperation entfernt. Nick und seine Zwillingsschwester Sina waren Frühchen, ihre Mama hat immer gut auf sie aufgepasst, darauf geachtet, dass sie richtig im Bettchen liegen, sie von Schlafsäcken ferngehalten: Doch welche Gefahr von Nüssen ausgehen kann, war der jungen Mutter nicht bewusst. Und daher will sie andere Mütter vor ihrem "Albtraum" bewahren.

"Lebensgefährliche Situation"

"Viele junge Eltern kennen die Gefahr nicht, die von Nüssen ausgeht", sagt Schalamon von der LKH-Kinderklinik in Graz. Und Günter Fasching, Vorstand der Abteilung für Kinder- und Jugendchirurgie am Klinikum Klagenfurt, sagt: "Durch eingeatmete Nüsse kann es zu lebensgefährlichen Situationen kommen."

Vor allem in der Vorweihnachtszeit komme es zu diesen Vorfällen, die Erdnüsse im Nikolosackerl sind schuld. Doch auch erst vor wenigen Tagen musste der Kärntner Chirurg eine "schwierige Pistazie" aus der Luftröhre eines 16 Monate alten Kindes entfernen.

Nüsse oder Bohnen

50 Prozent der eingeatmeten Nahrungsbestandteile sind Nüsse, aber auch Karottenstückchen oder Bohnen können sich in die Luftwege verirren - und diese verschließen. Daher muss auch so schnell gehandelt werden, wenn ein betroffenes Kind ins Krankenhaus kommt: "Wir wissen ja nicht, wo das eingeatmete Teilchen liegt", sagt Schalamon.

Verschließt es die gesamte Luftröhre, kann das Kind nicht mehr atmen. Außerdem beginnen Nahrungsteile, sich aufzulösen oder aufzuquellen, je länger sie in den Luftwegen stecken. "Und umso schwieriger bekommen wir sie wieder heraus", sagt Schalamon.

Bei der Notoperation fährt der Chirurg mit einem dünnen Schlauch (Bronchoskop) in die Lunge und sucht nach dem Teilchen. Das Schwierige dabei ist, das Kind gleichzeitig zu beatmen. Ist Nuss oder Bohne gefunden, wird das Stückchen mit einer kleinen Zange entfernt. "Richtig kompliziert" wird es laut Schalamon, wenn das Stückchen schon länger in der Lunge ist und eingewachsen ist - dann kann die Operation auch Stunden dauern.

50 Wochen

"Die längste Zeit, die so ein Stückchen in der Lunge war, waren 50 Wochen", sagt Schalamon. Denn nach der akuten Phase, in der die Kinder husten und Atemgeräusche haben, verschwinden die Symptome: Das Stückchen blockiert zwar einen Bronchus, aber die Anzeichen verschwinden. Bis die Spätfolgen auftauchen: Immer wiederkehrende Lungenentzündungen sind die Folge von "vergessenen" Teilchen in der Lunge.

Damit es nicht so weit kommt, raten die Ärzte und Experten vom Verein "Große schützen Kleine", dass Kinder unter drei Jahren keine Nüsse (auch keine Nussschoko!) essen sollten. Auch sollten die Kleinen beim Essen sitzen bleiben: Beim Herumlaufen kann es leichter passieren, dass Nahrungsteile eingeatmet werden. Auch die Umgebung sollte kindersicher sein: Kinder sollten nur mit altersgerechtem Spielzeug spielen, Magnete und andere Kleinteile sollten auch nicht in ihre Hände gelangen.

Notfall!

Wenn es dennoch passiert und das Kind hustet oder blau wird, gilt: den Notruf wählen! Dann könne man versuchen, das Kind "übers Knie" zu legen und fest zwischen die Schulterblätter zu klopfen. Wenn das Kind nicht mehr atmet, sofort mit der Mund-zu-Mund-Beatmung beginnen. Denn es bleiben nur drei Minuten, die das Kind ohne Sauerstoff auskommt.