Kaiserschnitt-Kinder kommen mit einem kleinen Mangel zur Welt, einem mikroskopisch kleinen: Dadurch, dass sie nicht den normalen Geburtsweg durch die Vagina der Mutter nehmen, kommen sie auch nicht mit den dort angesiedelten Bakterien in Kontakt. Studien haben gezeigt, dass die mikrobielle Besiedelung von Kaiserschnitt-Kindern weniger vielfältig ist als jene von "Normalgeborenen".

Mikrobiom

In den letzten Jahren ist immer klarer geworden, welch zentrale Rolle dieses sogenannte Mikrobiom - die Gesamtheit der Bakterien, die unseren Körper innen und außen besiedeln - für unsere Gesundheit hat. Die Zusammensetzung der Darmflora macht zum Beispiel einen großen Teil unseres Immunsystems aus.

Genau hier glauben Forscher nun, eine Erklärung gefunden zu haben, warum Kaiserschnitt-Babys im späteren Leben öfter an Allergien leiden: Die fehlende "Bakteriendusche" am Beginn des Lebens könnte schuld sein. "Das Schlüssel-Schloss-Prinzip funktioniert nicht mehr", erklärt Neonatologe Berndt Urlesberger das Phänomen.

Allergie-Auslöser?

Vereinfacht gesagt: Die Immunstoffe, die das Baby mit der Muttermilch aufnimmt, passen bei Kaiserschnitt-Kindern nicht zur Anfangsbesiedelung der Bakterien. Das könnte der Allergie-Auslöser sein. Daher gibt es bereits Versuche, Neugeborene nach einem Kaiserschnitt mit Vaginalsekret der Mutter einzureiben - mit Tüchern, die man zuvor in die Vagina der Mutter gelegt hat.

"Für eine Empfehlung für diese Methode ist es noch zu früh", sagt Urlesberger. Zwar stecke in dieser Herangehensweise viel Potenzial - ob die "Bakterien-Abreibung" aber wirklich Effekte auf die spätere Gesundheit der Kinder hat, müsse erst gezeigt werden:

Außerdem: "In der Vagina können auch gefährliche Keime vorhanden sein", sagt Urlesberger. Daher müsse vor einer solchen Behandlung immer ein Abstrich gemacht werden, um Gefahren auszuschließen.