Ein bis zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Österreich - das entspricht 70.000 bis 140.000 Menschen - haben eine Herzschwäche. Darauf machten Experten anlässlich des jährlichen Europäischen Tags der Herzinsuffizienz aufmerksam, der heuer unter dem Motto "Herzen in Bewegung" steht.

Regelmäßige Bewegung kann nicht nur das Risiko senken, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, sondern kommt auch Menschen zugute, die bereits daran leiden. Und das sind in Österreich möglicherweise sogar 300.000, weil die Symptome - Atemnot bei Belastung, verminderte Leistungsfähigkeit - gern als Alterserscheinung fehlinterpretiert werden und die Betroffenen nicht zum Arzt gehen, wie Deddo Mörtl von der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft erläuterte.

50 bis 80 Prozent sterben

Das Verflixte an der Herzinsuffizienz: Ohne adäquate Behandlung sterben 50 bis 80 Prozent der Patienten innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose. "Allein mit medikamentöser Therapie lässt sich die Lebenserwartung verdreifachen", sagte Mörtl. Darüber hinaus gibt es "eingebaute" Geräte wie den implantierten Defibrillator, welche die Prognose verbessern.

Am einfachsten anzuwenden und erwiesenermaßen wirksam ist körperliches Training. "Früher wurden Patienten nach einem Herzinfarkt praktisch ans Bett gefesselt. Schon die geringste körperliche Anstrengung galt als tabu. Heute wissen wir, dass das falsch war", sagte Johann Altenberger, Leiter des Rehabzentrums Großgmain in Salzburg.

Ausdauer und Kraft

Patienten mit Herzschwäche profitieren von moderatem Ausdauer- und Krafttraining. Es führt zu einer Senkung der Herzfrequenz sowie zu einer Erweiterung der Blutgefäße. Beides bewirkt eine Entlassung des Herzens. "Der Haupteffekt entsteht allerdings durch die Stärkung der Skelettmuskulatur", sagte Altenberger. Aktive Muskeln nehmen mehr Sauerstoff auf, können Nährstoffe besser verarbeiten und ersparen dem Herzen damit Mehrarbeit.

Bewegung wirkt in der Primär- und in der Sekundärprävention. Die Hürde, diese Tatsache allgemein bekannt zu machen, ist möglicherweise niedriger als jene, Menschen zu Bewegung zu motivieren. "Unsere Appelle in der klinischen Praxis gehen meistens in Leere", räumte Mörtl ein. Und einem Menschen zu verdeutlichen, dass er durch Training in 20 Jahren möglicherweise eine Krankheit weniger hat, führt nicht unbedingt zu einer Lebensstiländerung.

Spaßfaktor

Um das zu ändern, wollen die Kardiologen den Spaßfaktor einbeziehen und bringen das Thema Geh-Fußball ins Gespräch. Er eignet sich für Leute, deren Sprintqualitäten altersbedingt nachgelassen haben, nicht aber die Lust aufs Tore schießen. Das Feld ist kleiner als beim normalen Fußball, die Regeln sind die gleichen, bloß Laufen ist verboten. Geh-Fußball wurde 2011 in England erfunden und ist von der FIFA anerkannt. Überlegt wird ein Turnier, an dem Patienten, Kardiologen, Journalisten und Politiker teilnehmen.