Es ist zu einem Lebensbegleiter geworden, der selbstverständlich und sorglos benutzt wird: das Handy. Doch in regelmäßigen Abständen wird einem bewusst gemacht, dass hier eine Technik beinahe flächendeckend - sieben Milliarden Handyverträge soll es geben - eingesetzt wird, über die wir relativ wenig wissen. Zumindest wenn es um den Einfluss auf unsere Gesundheit geht.

Bisher waren solche "Aufwecker" Studien, die einen Zusammenhang zwischen Hirntumoren und Handynutzung nahelegten - nun ist es ein Film, der heute in unsere Kinos kommt: In "Thank you for calling" begleitet der Journalist Klaus Scheidsteger einen Schadensersatzprozess in Amerika, in dem Hirntumorpatienten die Mobilfunkindustrie verklagen. Gleichzeitig zeigt der Film, wie besorgniserregende Forschungsergebnisse vertuscht werden sollten.

"Blöde Situation"

Doch was sagt die aktuelle Datenlage: Gefährlich oder nicht? Glaubt man dem wissenschaftlichen Beirat Funk, eine Expertengruppe, die vom Bundesministerium zur Risikoeinschätzung gegründet wurde, so kann "eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch Mobilfunk bei Einhaltung der Grenzwerte aus heutiger Sicht ausgeschlossen werden".

Liest man aber genauer nach, sagt das Urteil der Experten auch, dass weiterhin ein "sorgsamer Umgang" mit Mobiltelefonen empfohlen wird - zu groß sei die Unsicherheit, zu schlecht die Studienlage. Auch Gerald Haidinger, Sozialmediziner und Mitglied des WBF, bestätigt: "Wir sind in der blöden Situation, dass wir noch keine Ergebnisse von aussagekräftigen Studien haben."

Kohorte gesucht

Doch warum eigentlich? Mobiltelefone sind seit bereits seit 20 Jahren in der Gesellschaft angekommen, in der Zeit müssten doch Untersuchungen möglich gewesen sein? "Die einzigen Studien, mit denen man etwas anfangen kann, sind Kohortenstudien", sagt Haidinger. Dabei wird eine Gruppe von Menschen regelmäßig untersucht, um zu sehen, ob sie das Handytelefonieren krank macht. Doch: "Diese Studien sind extrem aufwendig und teuer", sagt Haidinger.

Das nötige Geld habe nur die Mobilfunkindustrie - doch dieses Geld dürfe man nicht nehmen. Man warte nun gespannt auf eine momentan laufende Untersuchung, genannt "Cosmos" - doch auch hier dürfe man die Erwartungen nicht zu hoch stecken, sagt Michael Kundi, Umweltmediziner der Meduni Wien.

Mehr Hirntumore?

Für Kundi stellt sich das momentane Wissen etwas anders dar: Der Verdacht, dass Vieltelefonieren mit dem Handy das Hirntumorrisiko erhöht, habe sich weiter erhärtet. Zu bereits bekannten Untersuchungen seien neue Erkenntnisse dazugekommen.

Auch beginne man zu verstehen, wie die elektromagnetische Strahlung das Krebswachstum beeinflusst: "Die Strahlung fördert das Wachstum vorhandener bösartiger Zellen", sagt Kundi. Die Folge seien spezielle Hirntumore, wie das Gliom. Doch: "Wenn Handys diesen Einfluss hätten, müssten wir einen rasanten Anstieg der Tumore sehen", sagt Haidinger - dem sei aber nicht so.

Doch auch dieser "Beweis" ist unsicher: "In manchen Ländern steigt die Zahl der Tumoren, in anderen nicht", sagt Kundi. Das könne auch damit zusammenhängen, dass die Register, in denen Krebsfälle erfasst werden, in vielen Ländern (z. B. USA) Jahre hinterherhinken.

Freisprech empfohlen

Ein weiteres Fragezeichen also. Fakt ist aber, dass alle Forscher zum vorsichtigen Umgang raten: "Stundenlanges Handytelefonieren ist Unsinn", sagt Haidinger und gibt an, dass er selbst immer ein Headset benutzt. "Eine Freisprecheinrichtung reduziert die Strahlenbelastung auf ein Hundertstel", sagt auch Kundi.

Fakt ist, dass Kinder besonders geschützt werden müssen: Ihr Schädelknochen ist dünner, Strahlung kann tiefer eindringen. Und Fakt ist leider auch: Wir sind weiterhin Teil eines globalen Feldversuches.