Depressionen sind die häufigste psychische Erkrankung: 15 bis 17 Prozent der Bevölkerung erleiden im Laufe ihres Lebens eine depressive Erkrankung. Ein fixer Bestandteil der Therapie sind Antidepressiva - Medikamente, die den Hormonhaushalt im Gehirn wieder in Balance bringen. Neue Studien legen jedoch nahe, dass die kognitive Verhaltenstherapie gleich wirksam ist: Eine Analyse von 45 Studien hat das nun gezeigt.

Gerald Gartlehner, Leiter des Departments für evidenzbasierte Medizin der Uni Krems, hat mit US-amerikanischen KollegInnen 45 Studien analysiert, die verschiedene Therapieansätze bei schweren Depressionen mit modernen Antidepressiva verglichen haben. Das zentrale Ergebnis der Untersuchung: Kognitive Verhaltenstherapie und Antidepressiva sind in etwa gleich wirksam.

„Viele Patienten mit Depressionen sind auf der Suche nach wirksamen Alternativen zur medikamentösen Behandlung“, so Gartlehner, „unsere Studie zeigt, dass mit der kognitiven Verhaltenstherapie eine gleichermaßen verlässliche, evidenzbasierte Möglichkeit zur Verfügung steht.“

Zeit und Geld

Das heißt natürlich nicht, alle PatientInnen sollten von Antidepressiva auf Verhaltenstherapie umsteigen, so Gartlehner. Wichtig ist, dass Ärzte mit ihren Patienen die Vor- und Nachteile von beiden Optionen diskutieren, um die für den Patienten optimale Behandlung zu finden.

Gerald Gartlehner, Uni Krems
Gerald Gartlehner, Uni Krems © kk

Verhaltenstherapie benötigt Zeit, persönlichen Einsatz und je nach Versicherungssituation auch Geld. "Wir sind in Österreich leider mit Psychiatern und Psychotherapeuten unterversorgt", sagt Gartlehner. Auch seien Medikamente für Krankenkassen vordergründig wohl auch billiger. 

60 Prozent haben Nebenwirkungen

Aber: "Wir wissen, dass 60 Prozent aller Patienten Nebenwirkungen durch Antidepressiva haben", sagt Gartlehner. Diese reichen von Übelkeit bis zur Sturzgefahr bei älteren Personen bis zu vermehrten suizidalen Gedanken. "Für uns ist wichtig, dass Ärzten ihren Patienten vermitteln, dass es auch andere Möglichkeiten als Antidepressiva gibt", sagt Gartlehner.