Dass sich Stress auf den Magen schlägt, ist bekannt: Der Datenaustausch zwischen Gehirn und Darm führt dazu, dass auch die Verdauung an Stress leidet. Aber auch unser größtes Organ kann vom Stress in Mitleidenschaft gezogen werden: Auch die Haut zeigt Symptome, die zu Kribbeln, Juckreiz oder Brennen führen können. "Haut und Psyche sind eng miteinander verknüpft", meint dazu die Dermatologin und Psychotherapeutin Ulrike Mossbacher. Mehr als ein Drittel der Österreicher sagt, dass ihre Haut empfindlicher ist, wenn sie gestresst sind.

Frauen und Junge

Frauen und junge Menschen seien stärker betroffen, berichtete Gerhard Gribl von der Branchenplattform Kosmetik transparent aus einer Umfrage mit 500 Teilnehmern, die am Mittwoch in Wien präsentiert wurde. "Bei den Frauen haben mehr als 46 Prozent unter Stress eine empfindlichere Haut, bei den Männern nur 24 Prozent." Von der Generation 60+ fühle sich ein Viertel betroffen. Bei den 20- bis 29-Jährigen reagiere bei jedem zweiten die Haut negativ auf psychische Belastungen.

Die erhobenen Probleme rund um das größte Organ des Menschen sind insgesamt aber vielfältiger Natur. "Rund die Hälfte der Befragten meint zwar, dass sich ihre Haut meist normal anfühlt. Aber bereits 21 Prozent leiden des öfteren unter spannender und trockener Haut. 20 Prozent haben eine Haut, die leicht auf äußere Einflüsse reagiert", sagte Gribl.

Trockene Haut

"Rund 22 Prozent der Österreicher haben Akne, etwa 16 Prozent unreine Haut. Jeder Zehnte klagt über fettige Haut. Neun Prozent macht eine gereizte und gerötete Haut zu schaffen." Im Winter schlägt sich fast jeder Zweite mit trockener Haut herum. Fünf Prozent schließlich haben medizinisch stark behandlungsbedürftige Problemhaut, etwa durch Neurodermitis oder Psoriasis, hat die Umfrage ergeben.

16 Prozent bezeichneten ihre Haut generell als sensibel, Frauen und Jüngere viel häufiger als Männer oder Senioren. "Das hat viel mit Selbstwahrnehmung zu tun. Empfindlichkeit passt nicht zum männlichen Bild. Im Alter tritt das Problem womöglich zurück, weil es angesichts anderer Krankheiten als nicht so wichtig empfunden wird", sagte die Allgemeinmedizinerin Veronika Lang.

Man spreche von sensibler Haut bei einer herabgesetzten Reizschwelle, die Haut reagiere "unangemessen" auf "Aggressoren" wie Reizstoffe, Temperaturschwankungen, zu viel Sonne oder Umweltschadstoffe.

Allergien werden mehr

Oft würden Hautreaktionen schnell auf eine Allergie geschoben. Kontaktallergien - zum Beispiel auf Nickel oder Duftstoffe - wie auch Unverträglichkeiten - etwa im Zusammenhang mit Seife oder Wolle - seien aber tatsächlich im Steigen, bedingt durch unseren "Lifestyle" mit zu viel Hygiene und potenziellen Allergenen und Irritantien in Kosmetika, Reinigungsprodukten und Kleidung.

"Sehr blasse Haut, die leicht errötet, ist meist empfindlich", sagte Lang. "Durch eine Hautkrankheit oder Trockenheit beeinträchtigte Haut ist immer empfindlich."

Auslöser

"Stress und negative Lebensereignisse sind oft Erstauslöser von Hauterkrankungen oder Auslöser von Rückfällen und Schüben", sagte Ulrike Mossbacher. Als Folge erzeugten die Symptome wiederum psychosoziale Belastungen. "Ein Teufelskreis entsteht. Stress hält ihn am Laufen", sagte die Ärztin. Das könne Menschen mit genetisch bedingten Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Psoriasis betreffen, aber auch mit "normaler" Akne.

"Gerade solche, meist junge, Patienten haben einen großen Leidensdruck und haben laut Studien beispielsweise auch weniger Erfolg am Arbeitsmarkt." Zur Veranschaulichung zitierte sie aus den Niederschriften einer Patientin, die sich an ihre Akne-Jahre wie folgt erinnert: "So lange ich Akne hatte, war ich gesichtslos." "Die Maske muss sitzen." Eines Tages, im Alter von 15, habe sie ihr "Ausgeh-Gesicht" aber nicht mehr hinbekommen. "Meine Selbstachtung versank."