Dass Einsamkeit kein schönes Gefühl ist, hat wohl jeder schon einmal erlebt. Dass dieses Gefühl aber auch nachweisbare Effekte auf der Ebene unserer Zellen und unserer Biologie hat, hat nun eine US-Studie gezeigt.

John Cacioppo, ein führender Experte für das Thema Einsamkeit und Gesundheit, führte die Studie mit Kollegen von der UCLA und der University of California durch. Sie untersuchten die Effekte von Einsamkeit an Menschen und Primaten. Sie fanden die zellulären Mechanismen, durch die uns das Fehlen sozialer Beziehungen krankmacht: Es versetzt unseren Körper in einen Zustand, den die Forscher mit „Kämpfe oder flieh“-Modus („fight or flight“) beschreiben.

Stresshormone

Diese Reaktion war für den frühen Menschen lebensentscheidend: In gefährlichen Situationen schüttet der Körper bestimmte Stresshormone (Noradrenalin) aus, die dazu führen, dass wir uns kräftiger und schneller fühlen – und es wahrscheinlich auch sind. So war es möglich auf die Gefahren zu reagieren – und zu flüchten oder zu kämpfen.

Der Nebeneffekt dieser Stresssituation ist jedoch, dass unser Immunsystem leidet: Vereinfacht gesagt wird durch die Stresshormone eine falsche Form von Immunzellen produziert. Dadurch kann sich der Körper schlechter vor den Angriffen von Bakterien und Viren schützen und Entzündungen im Körper werden gefördert. Die Forscher konnten damit zeigen, dass Einsamkeit einen direkten Effekt auf das Immunsystem und damit auf die Gesundheit des Menschen hat.

Gesundheitsfaktor Beziehung

Schon länger ist bekannt, das soziale Beziehungen die Gesundheit fördern: Der fixe Partner hat dabei den größten Einfluss. Menschen in Partnerschaften machen mehr Bewegung und gehen öfter zu Vorsorge-Untersuchungen. Aber auch Freunde und das weitere soziale Netz sind zentrale Säulen der Gesundheit: So zählt das Pflegen von sozialen Kontakten zu einer der wichtigsten Vorsorge-Maßnahmen gegen Demenz.

Finnische Forscher zeigten außerdem, dass verheiratete Menschen seltener einen Herzinfarkt erleiden als Singles. Auch nach einem Herzinfarkt leben Menschen, die verheiratet sind, länger als solche, die alleine leben. Ob das nun an der sozialen Bindung oder an den gesünderen Lebensumständen und besserer sozialer Unterstützung liegt, blieb aber unklar.

Grundbedürfnis

Klar ist hingegen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist: Ohne emotionale und liebevolle Bezugsperson kann ein Säugling nicht gesund aufwachsen. Die soziale Bindung zu anderen Menschen ist ein Grundbedürfnis, das gestillt werden will – genauso wie Hunger oder Durst.

SONJA SAURUGGER