In Südkorea wurden Schulen geschlossen, Tausende stehen unter Quarantäne und Menschen versuchen, sich mit Atemmasken vor einer Ansteckung zu schützen: Die Ursache für all diese Maßnahmen ist der größte Ausbruch des Mers-Virus außerhalb der arabischen Halbinsel. 150 Menschen haben sich in Südkorea angesteckt, 16 sind daran gestorben. Gestern wurde bekannt, dass ein Deutscher, der sich bereits im Februar in den Vereinigten Arabischen Emiraten angesteckt hatte, an den Spätfolgen der Infektion gestorben ist.

Was ist es, das das Virus so gefährlich macht? Und wie groß ist die Gefahr einer Pandemie? Antworten auf diese Fragen gibt Robert Krause, Infektionsspezialist an der MedUni Graz.

Wofür steht Mers? Und was weiß man bisher über das Virus?

Mers steht für „Middle East Respiratory Syndrome“: Das Virus löst eine Infektion der Atemwege aus, die in der Folge zu schweren Lungenentzündungen führen kann. Mers gehört zu den Coronaviren und wurde 2012 in Saudi-Arabien erstmals beim Menschen festgestellt. Wie der Name zeigt, hat es seinen Ursprung im mittleren Osten: Die arabische Halbinsel gilt als Ursprungsort der meisten Infektionen. „Die Übertragung passiert von Dromedaren und Kamelen, den eigentlichen Wirten, auf den Menschen“, sagt Krause.

Woran erkennt man eine Mers-Infektion?

„Zunächst treten sehr unspezifische Symptome auf“, sagt Krause. So kann die Infektion zuerst wie ein grippaler Infekt oder eine Grippe aussehen: Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit, Husten und Kurzatmigkeit, auch Durchfall. Gefährlich macht das Virus, dass es in der Folge zu schweren Lungenentzündungen kommen kann: „Bei schweren Verlaufsformen kommt es zum Atemversagen, die Lunge kann den Körper nicht mehr mit Sauerstoff versorgen und man stirbt“, sagt Krause.

Wie tödlich ist das Virus?

Bisher geht man davon aus, dass 30 bis 40 Prozent der Erkrankten an der Krankheit versterben. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass diese Zahlen wohl zu hoch gegriffen sind: Anhand von Blutproben wurde gezeigt, dass sich viele Menschen im arabischen Raum mit dem Virus angesteckt haben, ohne es zu merken. In Südkorea sind bisher zehn Prozent der Erkrankten gestorben.

Robert Krause, Infektionsspezialist MedUni Graz
Robert Krause, Infektionsspezialist MedUni Graz © MedUni Graz

Wie ansteckend ist das Virus? Stehen wir vor einer Pandemie?

„Das Virus ist von Mensch zu Mensch nicht sehr ansteckend“, sagt Krause. Dass sich das Virus nun auch außerhalb der arabischen Halbinsel verbreitet, liege daran, dass es von Reisenden von dort mitgebracht wurde. Auch die oben angesprochene Studie zeigte, dass Übertragungen von Mensch zu Mensch selten sind: Vor allem befalle das Virus Dromedare und Kamele, bei direktem Kontakt mit den Tieren könne es auf den Menschen übergehen. Der Großteil der bisherigen Mensch-zu-Mensch-Übertragungen passierte in Krankenhäusern oder zwischen Familienmitgliedern. „Wir stehen nicht vor einer Pandemie“, sagt Krause.

Gibt es das Virus schon in Österreich?

Im Oktober letzten Jahres wurde eine Frau aus Saudi-Arabien mit einer schweren Mers-Infektion in Wien behandelt. Sie konnte danach geheilt entlassen werden. Doch schon damals warnten österreichische Virologen: Durch die Reisetätigkeit könnten immer wieder Fälle des Virus auch nach Österreich importiert werden.