55.000 Österreicher, vor allem Frauen, leiden an der rheumatoiden Arthritis, der folgenschwersten Form aus dem dem Krankheitskomplex Rheuma. Für Bettroffene stellen sich bei der Urlaubsplanung viele Fragen: Wie geht es mit der Therapie weiter? Welche Arzneimittel muss ich mitnehmen? Un din welche Klimazone soll ich reisen? Johann Gruber, Leiter der Rheuma-Ambulanz an der Innsbrucker Uniklinik und Christine Pleniger von der österreichischen Rheumalige und selbst Betroffene haben zehn wichtige Tipps gesammelt.

1. Reiseziel auswählen

Geografische und klimatische Bedingungen können einen Einfluss auf die Erkrankung haben und sollten daher bei der Urlaubsplanung berücksichtigt werden. Speziell Wetterextreme, schwülwarmes tropisches Klima und/oder nass-­kaltes Wetter sind für Betroffene weniger empfehlenswert. Dennoch muss jeder für sich entscheiden, was das Richtige ist.

2. Medikamente gehören ins Handgepäck

Sehr wichtig ist, dass man die Bedarfsmedikation immer im Handgepäck bei sich trägt. „Weniger weil Gepäckstücke womöglich verloren gehen, sondern vielmehr weil etwa im Gepäckraum eines Flugzeugs Minusgrade herrschen. Oder stellen Sie sich vor, Ihr Koffer liegt auf einem südländischen Flughafen stundenlang in der prallen Sonne“, erklärt Rheumatologe Johann Gruber.

3. Das richtige Gepäck

Bequeme Trolleys sind mittlerweile in jeder Größe erhältlich und eignen sich hervorragend für Rheuma-Betroffene, da sie die Gelenke schonen. Ein schwerer Rucksack ist wohl eher etwas für die jüngere Reisegeneration. Allerdings schont man damit ebenfalls die Gelenke, daher empfiehlt sich für das Handgepäck in jedem Fall ein (kleinerer) Rucksack.

4. Reisen Sie bequem

Der Urlaub beginnt schon bei der Anreise. Während das Gros der Reiselustigen meist so schnell wie möglich als Ziel gelangen möchte, sollten Rheuma-Patienten, wann immer sie müssen und können, eine Pause einlegen. Oder wie Experte Gruber sagt: „Reisen Sie so bequem wie möglich.“ Auch am Urlaubsziel selbst, sollte man stets auf sich und seinen Körper hören, wie Pleniger weiß: „Bei Ausflügen kann man sich vorab erkundigen, wie lange diese dauern bzw. wie lange man etwa zu Fuß unterwegs ist. Wenn man es sich nicht zutraut, sollte man nicht mitfahren.“

5. Therapieplan gilt auch im Urlaub

Damit man den Urlaub richtig genießen kann, muss der Therapieplan in Absprache mit dem behandelnden Arzt auf die Reise abgestimmt und eingehalten werden. Bei Christine Pleniger war das bislang kein Problem, nicht einmal als sie vor eineinhalb Jahren eine mehrwöchige Schiffreise gemacht hat. Übrigens: In der Regel sollten Arzneimittel auch bei einer Zeitverschiebung stets zur gleichen Zeit eingenommen werden. Diese und andere Details müssen vorab mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

6. Reiseapotheke richtig packen

Wer Arzneimittel auf die Reise mitnimmt, sollte einige Dinge beachten. Dazu der Innsbrucker Rheumatologe: „Die Lagerung und der Transport von Medikamenten sollte laut Angaben der Gebrauchsinformation erfolgen. Und am besten klärt man auch im Vorfeld ab, ob am Urlaubsort ein Kühlschrank zur Verfügung steht.“ Außerdem sollten Betroffene stets einen internationalen Medikamentenausweis und/ oder eine ärztliche Bestätigung mithaben.

7. Für den Schub im Urlaub vorsorgen

Wer für einen Schub Vorkehrungen treffen möchte, kann entsprechende Präparate mitnehmen. Hierfür muss der behandelnde Arzt jedoch ein Dosierungsschema festlegen, mit dem ein Schub selbst im Urlaub kurzfristig behandelt werden kann. In einigen Ländern gibt es deutschsprachige Ärzte, die bei einem akuten Schub aufgesucht werden können. Zur Information des Arztes im Ausland sollten Betroffene eine Kopie des letzten Arztbriefes mitnehmen und schon vorher informieren, welche Spezialisten in der Nähe der Urlaubsdestination verfügbar sind.

8. Vorsicht bei Impfungen

Impfungen sind für Betroffene ein spezielles Thema, da Lebendimpfungen etwa für Patienten mit immunmodulierenden Therapien verboten sind. Das heißt: Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln, Varizellen, BCG (Bacille Calmette-Guérin), Typhus (oral), Polio (oral) und Gelbfieber sind nicht möglich. Rheumatologe Gruber unterstreicht daher, dass es Aufgabe des behandelnden Rheumatologen sei, „den Patienten gut zu beraten und im Bedarfsfall an einen Spezialisten, sprich Reisemediziner, zu überweisen.“ Übrigens: Totimpfungen (u. a. gegen Hepatitis A und B, FSME) sind nicht nur erlaubt, sondern besonders für Menschen mit einer chronisch entzündlichen Erkrankung wie Rheuma sinnvoll.

9. Vor der Sonne schützen

Prinzipiell tut die Sonne Menschen, die an rheumatoider Arthritis leiden, gut, denn sie fördert die Vitamin-D-Produktion, was wiederum ermöglicht, dass die Knochen Calcium aufnehmen. Voraussetzung ist allerdings, dass man die Haut vor zu viel UV-Strahlung schützt (Cremen mit LSF 30+, Bekleidung, Kopfbedeckung) und den Körper durch stetiges Trinken vor dem Austrocknen bewahrt.

10. Keine Angst vor dem Reisen

„Bei unserer Krankheit braucht man keine Angst vor dem Reisen zu haben“, sagt Christine Pleniger. Man solle sich nicht zuhause einigeln, so die 61-Jährige: „Ob es eine längere Reise ist oder nur ein kurzer Wochenendausflug: Es ist wichtig, dass man unter Menschen geht, auch wenn es mitunter schwer fällt.“ Rheumatologe Gruber kann dem nur zustimmen: „Speziell neue Therapien zielen darauf ab, den Betroffenen ein normales Leben zu ermöglichen. Und da gehört das Reisen einfach dazu.“