Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) kann vor allem im Sommer allergische Anfälle inklusive Asthma auslösen. Die Belastung durch solche Pollen dürfte in Europa in den kommenden Jahrzehnten deutlich steigen. Das hat eine Modellrechnung ergeben, an der auch Wiener Wissenschafter beteiligt waren.

Die Studie, die im Rahmen des von der EU geförderten ATOPICA-Projekts entstand, ist in "Nature Climate Change" erschienen. "Das normale Ragweed ist eine invasive, für Europa fremde Pflanzenarzt, die mit ihren Pollen schwere Allergien bei empfindlichen Personen auslöst", schrieben die Wissenschafter, unter ihnen auch Michelle Epstein von der Universitätsklinik für Dermatologie im Wiener AKH  und Franz Essl von der Universität Wien.

Unkraut aus Amerika

Ragweed (auch: Traubenkraut) stammt als Unkraut aus Nordamerika und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg offenbar mit Getreidelieferungen auch nach Europa eingeschleppt. Die Pflanzen sind sehr widerstandsfähig.

Die Wissenschafter unter Lynda Hamaoui-Laguel vom staatlichen französischen Klima- und Umweltforschungsinstitut haben für die Zeit bis 2050 Modellrechnungen über die Verbreitung von Ragweed durchgeführt. Das Hauptergebnis, wie die Autoren schreiben: "Wir schätzen, dass die Konzentration der Ragweed-Pollen im Jahr 2050 viermal höher sein wird als derzeit. Die Bandbreite liegt zwischen dem Doppelten und dem Zwölffachen."

Unkontrollierbare Invasion

Es wird sehr problematisch sein, diese Entwicklung zu verhindern. "Wenn sich Ragweed einmal etabliert hat, ist es sehr schwierig, die Pflanze auszurotten. Die Samen überleben lang. Mäht man Ragweed ab, wächst es nach. Es können auch Resistenzen gegen Herbizide entstehen. Unsere Resultate deuten darauf hin, dass es zunehmend schwierig sein wird, die derzeitige Ragweed-Invasion in Europa zu kontrollieren. Die Umweltbedingungen werden für die Pflanze besser. Man würde in der Zukunft regional koordinierte Ausrottungsprogramme benötigen", sagte Jonathan Storkey, ein an der Studie beteiligter Pflanzenökologe.

Verschleppung und Klimawandel

Zu einem Drittel dürfte die weitere Verbreitung von Ragweed in Europa durch Verschleppung der Samen erfolgen. "Die restlichen zwei Drittel sind auf den Klimawandel und auf Änderungen der Landnutzung zurückzuführen. Beides wird das Habitat für Ragweed in Nord- und Osteuropa ausweiten", schrieben die Autoren. Der Anstieg der Konzentration von CO2 in der Luft führe ebenfalls zu mehr Pollenproduktion bei den Pflanzen. Fazit: "Mit dem Anstieg der Pollenkonzentration in der Luft dürfte das Neuauftreten und die Häufigkeit von Ragweed-Allergien zunehmen."

Anzunehmen ist, dass die Steigerungen bei der Ragweed-Pollenkonzentration in den kommenden Jahrzehnten stärker in jenen Regionen Europas ist, in denen das Unkraut bisher kaum bis gar nicht verbreitet war. Dies gilt zum Beispiel für Großbritannien, ebenso aber für die kälteren Regionen in Österreich, wo die Pflanze bisher nicht vorkam. Immer wieder hat man in Europa - auch via EU - versucht, durch verschiedenste Maßnahmen bis hin zur Bekämpfungspflicht in Gärten das Ragweed zurückzudrängen. Seit Anfang dieses Jahres gibt es in der EU eigene Verordnung zur Bekämpfung der Pflanzen.