Abnehmen soll möglichst schnell und möglichst ohne eigene Anstrengung funktionieren. Wie verführerisch klingen da Versprechungen wie "eine Kleidergröße weniger in zwei Wochen" oder Werbe-Ansagen von Schlankheitspillen, die das Fett schmelzen lassen wollen. Doch meist ist die Folge einer solchen Wunderdiät der Jojo-Effekt - und man ist danach unglücklicher als vorher.

Gegen solch ungesunde Diäten und die gesundheitsschädlichen Folgen von Crash-Diäten richtet sich der Anti-Diät-Tag, der am 6. Mai begangen wird. Viele Menschen würden einem Schönheitsideal hinterher laufen, das sich mit einem gesunden Lebensstil nicht vereinbaren lasse - davor warnen Initiatoren und Vereine. In diesem Sinn klärt für uns die Diätologin Elisabeth Pail (FH Joanneum) die größten Diätmythen auf - und erklärt, wie abnehmen wirklich funktioniert.

Mythos 1: Fatburner wie Ananas oder Grapefruit lassen die Kilos schmelzen.

"Die Theorie, dass Enzyme aus Obst wie Bromelin aus der Ananas oder Papain aus der Papaya angeblich die Fettverbrennung ankurbeln, stammt aus der ,Hollywood-Diät'", erklärt Pail. Allerdings werden diese Enzyme bereits im Magen aufgespaltet, sind im Dünndarm nicht mehr intakt und können nicht als Fatburner wirken. "Der effektivste Fatburner ist nach wie vor Sport", unterstreicht Pail.

Mythos 2: Light-Produkte helfen beim Abnehmen.

"Lightprodukte bringen nur dann etwas, wenn man sie sinnvoll einsetzt", sagt Pail. Bei Käse und Wurst zahle es sich aus, auf die fettreduzierten Varianten zu setzen: Sie bringen weniger Kalorien auf den Teller (sofern nicht doppelt so viel davon gegessen wird). Anders verhält es sich z. B. bei Ketchup, das Süßstoff statt Zucker enthält: "Davon isst man ohnehin nur kleine Mengen, das Problem sind die fettigen Begleiter wie Pommes oder Bratwurst", sagt Pail. Außerdem besteht bei Light-Produkten die Gefahr, dass sie zur "Gewissensberuhigung" dienen a la: "Wenn ich fettarmen Käse esse, kann ich mehr Butter aufs Brot schmieren."

Mythos 3: Wer abnehmen will, sollte viel Obst essen.

Obst ist zwar sehr gesund, da es Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe enthält. "Will man aber abnehmen, ist Vorsicht geboten", sagt Pail, "denn Obst hat einen sehr hohen Anteil an Fruchtzucker." Daher sollten die fünf empfohlenen Portionen Obst und Gemüse pro Tag aus einer Obst- und vier Gemüseportionen bestehen. Eine Portion entspricht dabei einer geballten Faust.

Mythos 4: Eine Kleidergröße weniger in zwei Wochen - kein Problem.

Um ein Kilo abzunehmen, muss man circa 7000 Kilokalorien einsparen - somit ist klar, dass eine sinnvolle Gewichtsreduktion nur langsam gelingen kann. "Empfohlen ist ein halber bis ein Kilo pro Woche", sagt Pail. Das Problem bei einer zu schnellen Gewichtsreduktion ist, dass meist nicht die Fettreserven reduziert werden, sondern in erster Linie Wasser und Muskelmasse "abgespeckt" werden. Durch den Verlust der Muskelmasse sinkt der Energiebedarf und der Jojo-Effekt ist vorprogrammiert. "Wer abnehmen möchte, sollte daher realistisch bleiben und keine zu schnellen Erfolge erwarten", rät Pail.

Mythos 5: Um abzunehmen, muss ich Kohlenhydrate komplett streichen.

Langfristig gesehen ist auch diese Diätweisheit ein Mythos: "Kohlenhydratarme Diäten sind zwar kurzfristig wirksamer als kohlehydratreiche, bringen aber langfristig keine Vorteile", sagt Pail. Außerdem ist die Auswahl der Lebensmittel bei kohlenhydratarmen Diäten meist sehr einseitig, mit einem extrem hohen Anteil an Eiweiß, gesättigten Fettsäuren und Cholesterin. "Das führt zu einer Unterversorgung mit essenziellen Nährstoffen", sagt Pail.

Daher sollten Kohlenhydrate beim Abnehmprozess auf keinen Fall gemieden werden. Aber: Die Auswahl der Kohlenhydrate ist wichtig! "Es sollten vorwiegend komplexe Kohlenhydrate wie Vollkornprodukte auf dem Speiseplan stehen", sagt Pail. Um Weißmehlprodukte und zuckerreiche Lebensmittel andererseits sollte man einen Bogen machen.

Mythos 6: Mit Dinner Cancelling nimmt man am besten ab.

In der ersten Tageshälfte wird am meisten Energie verbraucht, im Schlaf ist die Energieverbrennung gering. "Es wäre vorteilhaft, morgens und mittags mehr und abends deutlich weniger zu essen", sagt Pail. Allerdings müsse man individuelle Tagesabläufe berücksichtigen. Außerdem sei das Abendessen oft die einzige Mahlzeit, die man mit der Familie einnimmt. "Das Abendessen zu streichen, muss nicht sein", sagt Pail. Aber man sollte darauf achten, am Abend fettarme, eiweißreiche Mahlzeiten mit wenig Kohlenhydraten zu essen. Und: Zwischen Abendessen und Schlafengehen sollten drei bis vier Stunden liegen.

Mythos 7: Schlankheitspillen und -kuren helfen beim Abnehmen.

"Das Einzige, was solche Wundermittelchen schmälern, ist der Geldbeutel", sagt Pail. Die Wirkung von Fatburner-Kapseln ist nicht erwiesen - an einer langfristigen Ernährungsumstellung führt also kein Weg vorbei.