Herzmedikamente aus der Fingerhut-Pflanze bergen größere Gefahren als bisher bekannt. Darauf deutet eine neue Analyse vorhandener Studien zum Uralt-Wirkstoff Digitalis hin. Die Untersuchung wurde im "European Heart Journal" veröffentlicht. Die Medikamente werden allerdings seit vielen Jahren nur noch sehr eingeschränkt verwendet, weil es bessere Therapien gibt.

Sterblichkeit: 21 Prozent höher

Demnach steigern Medikamente mit dem Inhaltsstoff die Sterblichkeit von Patienten mit Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz um durchschnittlich 21 Prozent. Ein Team um den deutschen Kardiologen Stefan Hohnloser vom Universitätsklinikum Frankfurt wertete für die Untersuchung 19 Studien noch einmal aus.

Die Arbeiten enthielten insgesamt Daten von mehr als 326.000 Patienten, die wegen Vorhofflimmerns oder Herzinsuffizienz behandelt wurden. Dabei bestätigten sich bereits bekannte Fakten, wonach bei diesen Menschen tatsächlich eine erhöhte Sterblichkeit vorliegt.

Bei Herzkranken, die mit Digitalis behandelt wurden, war demnach das Sterblichkeitsrisiko um 21 Prozent erhöht, verglichen mit den Patienten, die solche Medikamente nicht erhalten hatten. Bei Vorhofflimmern war diese Gefährdung um 29 Prozent gesteigert, bei Herzinsuffizienz um 14 Prozent.

Ältestes Medikament

Digitalis-Präparate gehören zu den ältesten Medikamenten für Herzkranke. Sie werden seit vielen Jahren nur noch sehr eingeschränkt eingesetzt, weil es mittlerweile viel bessere Arzneimittel verschiedener Wirkstoffklassen gibt, die zumeist in Kombination verschrieben werden. Dazu gehören Betablocker, ACE-Hemmer, Sartane und andere Substanzen. Sie haben bereits vor Jahren Digitalis zum größten Teil abgelöst und verringern die Mortalität.

Zusätzlich gebe es Wechselwirkungen von Digitalis mit anderen Medikamenten, mahnen die Autoren. "Digitalis sollte mit großer Zurückhaltung angewandt werden", raten die Mediziner. Auch das ist nicht wirklich neu.