In den USA und in Deutschland haben zum Teil heftige Masern-Erkrankungswellen für Aufsehen gesorgt. Auch Österreich ist derzeit verstärkt betroffen. Bis 20. April wurden mit 147 Fällen bereits mehr als im gesamten vergangenen Jahr (117) registriert, hieß es bei einer Pressekonferenz in Wien aus Anlass der Europäischen Impfwoche.

"Die gute Nachricht ist, dass wir durch unsere Kampagne im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der für die kostenlose Immunisierung bei Kindern und Erwachsenen abgerufenen Masern-Impfungen (Masern-Mumps-Röteln-Vakzine; Anm.) um 23 Prozent steigern konnten. Wir haben aber seit zwei Jahren wieder ein Ansteigen der Zahl der Erkrankungen zu verzeichnen", sagte die Leiterin der Sektion Öffentliche Gesundheit des Gesundheitsministeriums, Pamela Rendi-Wagner.

In Österreich wurden 2009 nur 59 Masernfälle registriert, im Jahr darauf 58. 2011 waren es 120, 2012 schließlich 35. 2013 erfolgte dann ein Sprung auf 75, im Folgejahr waren es 117 Erkrankungen - bis 20. April 2015 dann bereits 147. Das bedeutet, dass Österreich die für die Ausrottung der Erkrankung notwendige Durchimpfungsrate der Bevölkerung von 95 Prozent noch längst nicht erreicht hat.

Hoch ansteckend und gefährlich

An sich sollte die potenziell gefährliche und hoch ansteckende Erkrankung auch in Österreich mit dem Jahr 2015 ausgerottet sein, lautet das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO). "Benachbarte Länder wie die Tschechische Republik, die Slowakei, Slowenien und Ungarn haben das geschafft", berichtete Günter Pfaff vom WHO-Regionalbüro Europa (Kopenhagen).

Impflücken gibt es in Österreich offenbar auf dreifacher Ebene: in bestimmten Regionen, in bestimmten Alters- und in bestimmten Berufsgruppen. "Der Schwerpunkt der Masernaktivität in Österreich wird in Ostösterreich registriert, im niederösterreichischen Raum, in Wien und in Oberösterreich", sagte Pamela Rendi-Wagner.

So wurden von den 147 Erkrankungsfällen in diesem Jahr 77 in Niederösterreich und 35 in Oberösterreich verzeichnet. Bei den Altersgruppen sind nach den am meisten betroffenen Fünf- bis Neunjährigen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen überproportional vertreten. "Masern sind keine reine Kinderkrankheit", betonte die Sektionsleiterin im Gesundheitsministerium. Alle Altersgruppen seien betroffen. In Österreich ist die Impfung für Kinder im Rahmen des Kinderimpfprogramms gratis erhältlich, ebenso kostenlos für alle Erwachsenen zum Schließen von Impflücken.

Gesundheitspersonal involviert

Pamela Rendi-Wagner berichtete auch erneut von einem besonders bedenklichen Faktum bei Masernausbrüchen: "Wir beobachten leider in Österreich immer wieder, dass Gesundheitspersonal involviert ist." So gab es zum Beispiel Ansteckungen in Spitälern, Kinderabteilungen, Arzt-Wartezimmern etc. Das könnte theoretisch sogar rechtliche Konsequenzen haben: Eine medizinische Betreuung darf nicht mit einem Schaden für den Patienten betroffen sein, was eine im Spital oder in einer anderen Gesundheitseinrichtung erworbene Maserninfektion jedenfalls darstellt.

"Es wird für Österreich sehr schwierig werden, die Masern auszurotten, wenn man nicht manche Dinge ändert. Angehörige des Gesundheitspersonals katalysieren oder tragen Masernausbrüche weiter. Ungeschützt sind auch teilweise junge Erwachsene, die oftmals auch Eltern sind", sagte Abigail Shefer vom WHO-Europabüro. Schließlich sollte auch österreichweit erhoben werden, wie es um den Impfschutz der Bevölkerung steht.