Sie werden gebusselt, liebkost, zum Kuscheln ins Bett geholt: Vielen Haustier-Besitzern ist dabei aber nicht klar, dass ihre Lieblinge auch zahlreiche Krankheitserreger übertragen können. Vor allem kleine Kinder, Ältere und Kranke sowie Schwangere seien durch Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten gefährdet, berichten Forscher  im Fachblatt "Canadian Medical Association Journal".

Positive Wirkung

Für gesunde Menschen sei das Risiko gering, wenn die Tiere angemessen versorgt und Hygiene-Regeln eingehalten werden. Zudem können sich Haustiere Studien zufolge auch positiv auf die Gesundheit auswirken:

Vermutet wird etwa ein Schutz vor Allergien und Atemwegsinfektionen bei Kleinkindern, die mit einem Hund im Haus leben. Bekannt ist auch, dass Kinder, die auf dem Bauernhof von klein auf Kontakt zu Tieren haben, seltener an Allergien erkranken. Hinzu kommen positive Effekte auf die Psyche oder auch das Mehr an Bewegung beim Gassigehen mit dem Familienhund.

Vielen Haustierhaltern sei aber nicht ausreichend bewusst, dass ihre tierischen Begleiter auch Krankheiten übertragen können, schreiben die Forscher. Sie hatten die vorhandene wissenschaftliche Literatur nach Studien durchforstet, die sich mit dem Problem beschäftigten. Meist handelte es sich um Einzelfall-Berichte, systematische Studien waren selten.

Kinder und Ältere sind gefährdet

Kinder unter fünf Jahren, Erwachsene über 65, Patienten mit einem geschwächten Immunsystem und Schwangere haben demnach das größte Risiko einer zoonotischen Erkrankung, also einer Infektion, bei der der Erreger zwischen Tier und Mensch übertragen wird. Die Erkrankungen können bei diesen Personengruppen schlimmer ausfallen, Symptome länger bestehen oder Komplikationen auftreten.

Die Möglichkeit einer Übertragung gebe es bei allen Haustieren: Hunden, Katzen, Vögeln, Nagetieren wie Mäusen oder Hamstern, bei Reptilien und Amphibien. Übertragen würden die Erreger durch Bisse und Kratzer, aber auch beim Kontakt mit dem Kot, beim Saubermachen von Käfigen und Aquarien oder wenn sich Halter von ihren Tieren über das Gesicht lecken lassen.

Salmonellen durch Reptilien

Eine oft unterschätzte Gefahr sind Amphibien und Reptilien: Sie scheinen für eine Vielzahl von sporadischen Salmonellen-Infektionen bei Tierbesitzern verantwortlich zu sein. Etwa elf Prozent dieser Infektionen bei Patienten unter 21 Jahren gingen einer Studie zufolge auf solche Tiere zurück. Die Autoren der Studie errechneten, dass Reptilien und Amphibien allein in den USA jährlich etwa 74.000 Salmonellen-Infektionen verursachen.

Parasiten wie zum Beispiel Würmer würden vor allem von Hunden und Katzen übertragen. Den Erreger Toxoplasma gondii verbreiteten vor allem Katzen. Eine Toxoplasmose gefährdet in erster Linie ungeborene Kinder und kann bei ihnen schwere Fehlbildungen hervorrufen oder zu einer Fehlgeburt führen.

Vorteile überwiegen Risiken

Auch Andreas Sing, Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), vertritt die Ansicht, dass vielen Menschen die Infektionsgefahr durch Haustiere nicht bekannt sei. "Wenn man sich ein Haustier zulegt, muss man sich darüber im Klaren sein, dass man sich damit auch ein Risiko einkauft", sagte Sing.

Derzeit gebe es kaum Zahlen zur Häufigkeit solcher Infektionen - unter anderem, weil es bei einer Erkrankung oft schwierig festzustellen sei, wie die Übertragung stattgefunden hat. Im Allgemeinen, vermutet Sing, überwögen aber die positiven Effekte, die die Beziehung zu einem Tier mit sich bringt, die möglichen Nachteile.