Diejenigen, die es können, haben meist ihre Freude daran. Diejenigen, die es mit anhören müssen, überkommt meist ein Schauer des Ekels: das Knacken der Fingergelenke. Kanadische Forscher wollen nun heraus gefunden haben, was hinter dem Geräusch steckt: Ein Hohlraum im Gelenk soll für das Knacken verantwortlich sein.

In der Untersuchung schaute sich das Team um Greg Kawchuk von der University of Alberta die Fingergelenke eines Mannes im Kernspintomographen an. Die Wissenschafter stellten ihre Ergebnisse im Fachjournal "Plos one" vor.

Schädliches Knacken?

Einige Menschen können ihre Gelenke knacken lassen, wenn sie ihre Finger auseinanderziehen. Derzeit gibt es keine Hinweise dafür, ob dieses Phänomen schlecht oder gut für die Gelenke ist. "Es konnte noch nie jemand nachweisen, dass dieses Knacken langfristig gesundheitsschädlich ist", sagt Handchirurg Jörg van Schoonhoven vom Rhön-Klinikum in Bad Neustadt in Deutschland.

Schon lange gibt es verschiedene Theorien darüber, woher das Geräusch beim Fingerknacken kommt. Einige Wissenschafter vermuteten, dass es durch eine zerplatzende Blase im Gelenkspalt entsteht. Andere Forscher stellten die Hypothese auf, dass das Geräusch durch das Zurückschnellen von Bändern zustande kommt.

Erster Nachweis

Eine weitere Erklärung für den Ursprung des Knackens ist die sogenannte Tribonucleation: ein Mechanismus, bei dem durch das Bewegen von Oberflächen Gasblasen in einer Flüssigkeit entstehen. Bisher gab es noch keine direkten experimentellen Beweise, durch die eine der Theorien fest untermauert werden konnte. Das wollten die Forscher um Kawchuk ändern.

Für ihre Studie brauchten die Wissenschafter einen Menschen, der die Fähigkeit besitzt, seine Fingergrundgelenke knacken zu lassen. Diese Gelenke verbinden die Knochen der Mittelhand mit den Grundgliedern der Finger. Die Wahl fiel auf Jerome Fryer, einen der Studienautoren.

Im Kernspintomographen

In dem Experiment untersuchten die Forscher jeden Finger des Probanden isoliert in einem speziellen Kernspintomographen, mit dem Bewegungsabläufe festgehalten werden können. Dabei wurde der Finger in einer Art Röhre befestigt, die am anderen Ende mit einem Kabel verbunden war. Dann wurde an dem Kabel so lange gezogen, bis Fryers Finger knackten. Der gesamte Prozess im Gelenk wurde mit dem Kernspintomographen aufgenommen.

Ein bisschen wie ein Vakuum

Auf den Bildern war kurz vor dem Knacken die Entstehung eines Hohlraums zu sehen. Die Wissenschafter gehen daher davon aus, dass im Gelenk eine Tribonucleation stattgefunden hat: "Es ist ein bisschen so, als ob ein Vakuum gebildet wird", erklärte Kawchuk. "Wenn sich die Gelenk-Oberflächen plötzlich trennen, ist keine Flüssigkeit mehr vorhanden, die das zunehmende Gelenk-Volumen füllen kann. So bildet sich ein Hohlraum." Durch dieses Ereignis werde das Geräusch erzeugt.

"Es ist interessant zu wissen, welches akustische Phänomen hinter dem Fingerknacken steckt", sagte der Handchirurg van Schoonhoven. Allerdings würden die Forscher um Kawchuk dadurch, dass sie nur eine Person in ihre Studie eingeschlossen haben, auch nur für diese Person das Phänomen erklären können. "Der Versuchsaufbau lässt keine generalisierte Aussage zu", meinte van Schoonhoven.