Der Russe Valery Spiridonov leidet unter Spinaler Muskelatrophie, einer unheilbaren, sich stetig verschlechternden Muskelkrankheit, die mit einem Muskelschwund einhergeht. Die Operation durchführen will der italienische Neurochirurg Sergio Canavero, der überzeugt ist, Spiridonovs Kopf schon in zwei Jahren mit einem Spenderkörper verbinden zu können.

Canaveros Projekt, mit Sitz in Turin, nennt sich HEAVEN - Head Anastomosis Venture, also Kopf- Verbindungsprojekt. Aus zahlreichen Bewerbern habe er den Russen ausgewählt, weil er überzeugt sei, dass eine Person mit Muskelschwund der erste Patient für eine derartige Operation sein solle, sagte der Neurochirurg gegenüber CNN.

Die Krankheit wurde bei Spiridonov mit einem Jahr diagnostiziert, seither verschlechtert sich der Zustand des 30-Jährigen stetig. Zwar habe er Angst, aber das Vorhaben sei auch sehr interessant. Außerdem habe er kaum eine Wahl, sagte der Informatiker.

Die Operation

Der Arzt erklärte gegenüber dem "New Scientist", dass er die Körper Spiridonovs und eines verstorbenen Spenders kühlen wolle, sodass keine Zellen absterben könnten. Dann werde Spiridonovs Kopf abgetrennt und alle wichtigen Blutgefäße mit Schläuchen versehen. Als nächstes werde der Kopf auf den Körper gesetzt und das Rückenmark verbunden. Gelingen soll das mit einer Chemikalie, die angeblich das Fett in den Zellmembranen dazu bringt, eine Verbindung einzugehen. Dieser Prozess müsse stundenlang wiederholt werden, dann könnten Muskeln und Blutgefäße verbunden werden.

Laut Canavero sollen bis zu vier Wochen Koma zur Heilung nötig sein. Währenddessen würden über eingepflanzte Elektroden Signale gesendet, um die neuen Nervenverbindungen zu stärken. Nach etwa einem Jahr solle der Patient dann aber schon wieder gehen können. Der Arzt ist überzeugt davon, dass die Operation gelingen kann. Schließlich würden alle nötigen Techniken bereits existieren. Schon 1970 sei in den USA der Kopf eines Affen verpflanzt worden, so Canavero. Allerdings starb das Versuchstier nach nur acht Tagen, konnte nicht selbstständig atmen und sich mangels funktionierender Verbindung des Rückenmarks nicht bewegen.

Medizinerkollegen entsetzt

Auch wenn Canavero darauf hinweist, dass sich die Medizin inzwischen weiterentwickelt habe, halten viele seiner Kollegen das Vorhaben für unmöglich und unverantwortlich. Zwar könne man vermutlich Atemwege, Blutgefäße und die Wirbelsäule verbinden, doch nicht das Rückenmark. Das Resultat sei auch beim Menschen die Unfähigkeit, sich zu bewegen und zu atmen, erklärte etwa der Vorsitzende der US-Neurochirurgen, Hunt Batjer, gegenüber CNN. "Ich würde niemandem erlauben, mir das anzutun. Es gibt viele Dinge, die schlimmer sind als der Tod", so Batjer.

Auch Arthur Caplan, ein Arzt am New Yorker Langone Medical Center, der unter anderem für medizinethische Fragen zuständig ist, erklärte, wissenschaftlich gesehen sei die Kopftransplantation unmöglich. Es handle sich um eine PR-Aktion Canaveros. Vor einem derartigen Vorhaben müsse an unzähligen Tieren getestet werden, zudem sollte zuerst querschnittsgelähmten Personen geholfen werden - bisher gibt es nur einige wenige Fälle, bei denen das Rückenmark wieder verbunden werden konnte, und das auch nicht bei vollständiger Durchtrennung.

Canavero will sich von den Kritikern aber nicht abhalten lassen. "Wir können das jetzt schon tun", so der Mediziner. Und auch sein Patient ist überzeugt: "Ich mache das nicht, weil ich kein Leben habe, aber ich denke, dass Wissenschaft von denen weiterentwickelt wird, die bereit sind, Risiken zu tragen und sich etwas hinzugeben."