1. Beim Fasten geht es darum,
Gewicht zu verlieren. Nein, das sollte nicht das Ziel einer Fastenkur sein. Vielmehr sollen durch den bewussten Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel der Körper ganzheitlich gereinigt und schlechte Gewohnheiten gebrochen werden. Unser Körper ist in der Lage, sich „von innen“, also von eigenen Reserven zu ernähren – dadurch kommt es zu Veränderungen im Stoffwechsel und in der Psyche. Beim Heilfasten, der medizinischen Anwendung, können unter ärztlicher Aufsicht auch gezielt Krankheiten therapiert werden.


2. Wenn ich faste, ist der Körper zu schwach für Bewegung. Bewegung ist ein essenzieller Teil der Fastenkur. Denn fehlt die Eiweißzufuhr von außen, greift der Körper auf das Eiweiß der Muskeln zurück. Um diesen Muskelschwund zu verhindern, sollte man sich während einer Fastenkur täglich bewegen. Intensive sportliche Belastung sowie Krafttraining sollte aber vermieden werden, da sonst die Gefahr einer Unterzuckerung besteht.

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3. Krankheit und Fasten passen nicht zusammen. Rheuma, Arthritis, Gicht und Allergien: Bei all diesen Erkrankungen wird das Heilfasten als Therapie erfolgreich eingesetzt. Denn durch die Entlastung des Verdauungssystems reduzieren sich die Entzündungsstoffe im Körper. So hat eine Studie gezeigt, dass schon eine einwöchige Fastentherapie mit anschließender vegetarischer Ernährung bei Rheuma-Patienten nicht nur zu einer Besserung der unmittelbaren Beschwerden führt – über ein Jahr hinweg waren die Entzündungsparameter deutlich geringer. Wichtig jedoch: Medizinisches Heilfasten darf nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen!


4. Fasten heißt:Ich esse einfach nichts. Zum Fasten gehört mehr als nur der Verzicht auf feste Nahrung: Es braucht ausreichend – zumindest 2,5 Liter – Flüssigkeit, in Form von Mineralwasser und Tee. Außerdem gehören flüssige Nahrungsmittel wie Gemüsebrühe, Obst- und Gemüsesäfte zum Fastenplan. „Die Aufbautage nach der Fastenperiode und die Hinführung zu einem gesünderen Lebensstil sind ein wichtiger Teil des Fastens“, betont Daniela Grach, Diätologin an der FH Joanneum. 


5. Wenn ich faste, fehlen mir Vitamine. „Für eine Fastendauer von zwei bis vier Wochen brauchen Menschen ohne Mangelerscheinungen keine speziellen Vitamin- oder Nährstoffpräparate“, erklärt Grach. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass vierwöchiges stationäres Saftfasten in Kombination mit Ausdauertraining unbedenklich ist.


6. Tagelang nichts essen, das ist doch gefährlich! „Unser Stoffwechsel hat sehr gute Strategien, um Mangelzustände zu überstehen“, sagt Grach, „daher kann grundsätzlich jeder fasten.“ Einige Einschränkungen gibt es aber: Menschen, die aufgrund einer schweren Krankheit oder Magersucht ausgezehrt sind, Schwangere und Stillende sowie Menschen mit schweren Nieren- und Leberschäden sollten nicht fasten. Und: Fasten kann süchtig machen. „In der Nulldiät steckt ein großes Suchtpotenzial“, sagt Sandra Wallner-Liebmann von der MedUni Graz. Bei labilen Menschen ist die Gefahr groß, dass sie das Nichtessen zur Angstbewältigung nutzen – Essstörungen können die Folge sein.


7. Hunger schadet dem Körper. Ganz im Gegenteil: Grazer Wissenschaftler rund um Frank Madeo haben gezeigt, dass Fasten den Selbstreinigungsprozess der Zellen ankurbelt. Dieser Prozess – Autophagie genannt – hält Zellen gesund und jung, die Alterung im Körper wird verlangsamt. Diese Effekte wurden bisher an Mäusen gezeigt: „Die Wahrscheinlichkeit, dass es auch bei Menschen funktioniert, ist hoch“, sagt Madeo.


8. Beim Fasten werden Schlacken abtransportiert. „Schlacken“ ist ein umgangssprachlicher Begriff für „Sondermülldeponien“ im Körper, an denen Giftstoffe angelagert werden. Gemeint sind Fettdepots im Gewebe, Cholesterin, das sich in den Gefäßen ablagert, oder Harnsäure, die zu Gicht führt. Durch eine Fastenkur wird der Körper unterstützt, diese Mülldeponien abzutransportieren. In der Medizin gibt es den Begriff der Schlacke nicht.


9. Abnehmen geht nur durch strikten Nahrungsverzicht. Die Formel für das Abnehmen ist einfach: Man muss mehr Kalorien verbrauchen, als man zu sich nimmt. Die Tipps dazu sind ebenso einfach: Kaufen Sie keine Produkte, deren Zutatenliste von Zucker, Saccharose etc. angeführt werden. Trinken Sie sechs Gläser Wasser pro Tag. Essen Sie fettarmes Eiweiß in Form von magerem Fleisch, Fisch und Hülsenfrüchten sowie drei Mal täglich Gemüse und zwei Mal Obst. Und: Bewegen Sie sich.


10. Ich bin schlank, ich brauche nicht zu fasten. Nicht nur Übergewicht ist ein Zeichen dafür, dass man seinem Körper zu viel des Schlechten zuführt: „Wer durch den Tag hastet, ohne zu trinken oder Mahlzeiten einzuhalten, keinen Hunger mehr verspürt oder ständig essen könnte“, sagt Wallner-Liebmann, „könnte eine Fastenkur gebrauchen.“