Das kleine Säckchen sieht einem Teebeutel nicht unähnlich. Gefüllt ist es jedoch mit Tabak und seinen Bestimmungsort findet es unter der Lippe seines Verbrauchers: Snus, der Lutschtabak, ist ein in Schweden beliebtes Tabakprodukt.

Im Rest von Europa jedoch ist der Verkauf verboten, der Konsum aber legal. Und so scheint sich der Tabak in Säckchen auch unter Jugendlichen in Österreich beliebt zu machen: Die Kleine Zeitung erreichte der Anruf einer Mutter, die sich über die gesundheitlichen Folgen des Lutschtabaks in jugendlichen Mündern Sorgen macht. Also haben wir bei den Experten nachgefragt: Ist der Tabak zum Lutschen ebenso schädlich wie jener zum Rauchen?

"Besser als Zigarette"

„Snus ist nicht gesund, aber sicher besser als eine Zigarette zu rauchen“, sagt Ernest Groman vom Wiener Nikotininstitut. Er erforscht Krankheiten, die mit dem Tabakkonsum in Zusammenhang stehen. Laut Gorman sei der entscheidende Unterschied, dass der Tabak eben nicht angezündet werde – und das Krebsrisiko somit reduziert sei.

So gebe es im Snus-Land Schweden nicht nur die niedrigsten Raucherraten in Europa: „Vergleicht man männliche Nikotinkonsumenten in Österreich mit jenen in Schweden, zeigt sich, dass die Lungenkrebsraten in Schweden nur halb so hoch sind“, sagt Groman. Das liege daran, dass 40 Prozent der Schweden ihr Nikotin über Snus konsumieren.

Kleineres Übel

Aber: Snus sei deshalb kein Produkt, das für Jugendliche geeignet sei. Vielmehr sei es das „kleinere Übel“ für Nikotinsüchtige, die nicht von ihrer Droge loskommen. Außerdem schränkt er ein, dass Snus-Produkte an strenge Standards geknüpft sein müssen. „Schwedische Erzeuger halten sich an die Standards, um Schadstoffe gering zu halten. Bei ähnlichen Produkten aus Asien wurde aber ein 1000-fach so hoher Schadstoffgehalt festgestellt“, zeigt Groman auf.

Tabak in kleinen Säckchen, der unter die Oberlippe geklemmt wird und dort 30 Minuten bleibt
Tabak in kleinen Säckchen, der unter die Oberlippe geklemmt wird und dort 30 Minuten bleibt © (c) L.Klauser - Fotolia (Lukas Klauser)

„Ganz verwerflich“ ist es laut Katja Schwenzer-Zimmerer, wenn Jugendliche Snus verwenden. Die Spezialistin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MedUni Graz) zeigt auf, dass durch die Einwirkzeit im Mund auch alle krebserregenden Stoffe der Tabakpflanze über die Schleimhaut aufgenommen werden. Außerdem kann der Lutschtabak unter der Lippe das Zahnfleisch schädigen und zu Entzündungen im Mundraum führen. „Es ist wohl weniger schädlich als Rauchen, aber dennoch abzulehnen, da es noch immer krebserregend ist“, sagt Schwenzer-Zimmerer. 

Die Sucht bleibt

Und auch die Sucht bleibt, wie Waltraud Posch von der Suchtpräventionsstelle Vivid aufzeigt. „Rauchlose Tabakprodukte enthalten Nikotin und sind damit suchterzeugend“, sagt sie. Die Nikotinzufuhr ist bei Zigaretten und Snus ungefähr dieselbe – und damit bleibt auch die Sucht dieselbe. Unbestritten ist aber: Snus verursacht keinen Passivrauch und schadet zumindest den Mitmenschen somit nicht.