In Österreich sind rund 60.000 Kinder davon betroffen, die Scham rund um das Thema ist noch immer groß: Bettnässen. Bei den Siebenjährigen sind es zehn bis 15 Prozent, die davon betroffen sind - aber auch unter den Jugendlichen leiden bis zu drei Prozent am nächtlichen Einnässen. Bei guten Behandlungsmöglichkeiten sind das Ignorieren und die Scham die größten Probleme, sagen Experten.

Folge von psychischen Belastungen

"Es sind 25 Prozent aller Vierjährigen betroffen. Bis zum vierten Lebensjahr sollte ein Kind rein sein", sagte Pädiater Karl Zwiauer vom Landeskrankenhaus St. Pölten. Die Ursachen liegen vor allem in einer Reifestörung des Zentralnervensystems oder in einer Störung der Tag-Nacht-Steuerung der Harnausscheidung. Sekundäre Enuresis - vor allem wenn das Einnässen wieder auftritt - ist hingegen zumeist Folge von psychischen Belastungen bzw. Traumata. Nur selten liegen organische Ursachen vor.

Wunderheiler statt Arzt

Laut Zwiauer sind Tabuisierung, Scham, Ängste, Wut und Verzweiflung jene Hindernisse, die eine wirksame Therapie am häufigsten verhindern. Oft werden vor dem Arzt auch jede Menge Wunderheiler aufgesucht. Stattdessen können eine gründliche Erhebung der Krankengeschichte durch den Kinderarzt samt Aufzeichnung des Harn-,Trink- und Stuhlverhaltens samt Ultraschalluntersuchung schnell zur Diagnose und zur Therapie führen.

"Psychofalle"

Bei primärer Enuresis, also Bettnässen, das nicht als Reaktion auf ein Trauma etc. einsetzt, ist ein Hormonpräparat nach einiger Zeit bei bis zu 80 Prozent der Betroffenen wirksam. Es gibt aber auch die "Alarmtherapie" (Klingelhose, Klingelmatten).

Komplementärmedizinische Maßnahmen (z.B. sogenannte Homotoxikologie) haben sich laut Michael Frass von der MedUni Wien als weniger effizient erwiesen, können aber eine Hilfe darstellen. Wolfgang Schuhmayer vom Institut für tiergestützte Therapie warnte  vor einer "Psychofalle" für die Betroffenen.