Die Horrormeldungen zu den Aluminiumsalzen überschlugen sich in den letzten Jahren: Sie sollen Brustkrebs auslösen, mit Alzheimer in Zusammenhang stehen und Allergien auslösen. Dadurch kamen auch Impfungen, die Aluminiumsalze als Verstärker der Immunantwort enthalten, in Verruf. Die deutsche Expertin Karin Weißer vom Paul-Ehrlich-Institut in Berlin stellte nun aber klar: Impfstoffe mit Aluminiumsalzen sind extrem sicher und ihr Nutzen ist hoch.

Anteil: ein Hunderstel

20 Impfungen mit solchen Vakzinen führen geschätzt nur zu einem Hundertstel der sonstigen Langzeit-Speicherung von Aluminium via Wasser und Nahrung. Dies legte Weißer beim Österreichischen Impftag in Wien dar. Auch die anderen "Aluminium-Horrormeldungen" seien nicht bewiesen, so die Pharmazeutin von der Abteilung für Sicherheit von Arzneimitteln und Medizinprodukten des renommierten Instituts.

Salze als Verstärker

In Kritik kamen jedenfalls auch Impfstoffe, die Alumiumsalze zur Verstärkung (Adjuvierung) der Immunantwort enthalten. "Das sind vor allem Tot-, Spalt- und biotechnologisch hergestellte Impfstoffe, die sonst nicht ausreichend immunogen wären", sagte Weißer. Lebendimpstoffe mit abgeschwächten oder abgetöteten Erregern haben über die Strukturen der enthaltenen Antigene die "Immunverstärker" ja sozusagen eingebaut.

Bildung von Antikörpern

Aluminiumhydroxid etc. liegt hingegen in adjuvierten Impfstoffen in winzigen Partikeln vor, an die während der Vakzin-Produktion die Antigene von Krankheitserregern gebunden werden. Diese Partikel stellen den Ausschlag gebenden Reiz für ihre Aufnahme in jene Immunzellen auf, welche die künstliche und lang anhaltende Abwehrreaktion gegen echte Infektionen auslösen. Die Aluminiumsalze fördern die gewünschte Entzündungsreaktion und führen zu einer stärkeren Bildung von Antikörpern als Reaktion auf die Impfung.

1 Milligramm pro Kilo pro Woche

Die Europäische Agentur für Ernährungssicherheit (EFSA) sieht die Aufnahme von einem Milligramm Aluminium pro Kilogramm Körpergewicht und Woche (lebenslang) als unbedenklich an, die Weltgesundheitsorganisation zwei und die US-Ernährungs- und Arzneimittelbehörde (FDA) sieben Milligramm. Nur 0,1 bis 0,3 Prozent der in Wasser und Nahrung enthaltenen Menge wird überhaupt in den Körper aufgenommen.

Großteil wird ausgeschieden

95 Prozent davon werden binnen kurzer Zeit wieder über die Nieren ausgeschieden. Die durch die lebenslange "normale" Aluminiumaufnahme langfristig erfolgende Speichermenge (vor allem in Knochen und Gehirn) beträgt laut der Expertin zwischen 30 und 50 Milligramm. "20 im Laufe eines Lebens erfolgende Impfungen tragen dazu laut Schätzungen mit 0,5 Milligramm bei", sagte Karin Weißer. Das wäre etwa ein Hundertstel.

Dass diese Vakzin-Hilfsstoffe (Adjuvantien) - es gibt sie seit 80 Jahren mit einem "hervorragendem" Sicherheitsprofil und ohne irgendwelche nachweisbaren "Sicherheitssignale" negativer Art - Nutzen, aber keinen Schaden bringen, ergibt sich aus vielen Fakten, sagte die Expertin. In Europa darf eine Impfstoffdosis höchstens 1,25 Milligramm Aluminiumhydroxid oder Ähnliches enthalten. Tatsächlich sind in allen in Europa zugelassenen Impfstoffen aber nur Mengen zwischen 0,125 und 0,82 Milligramm.

Aluminium und Brustkrebs

Karin Weißer hat auch jene Wissenschafter getroffen, die vor einiger Zeit in Zellkulturen den Effekt sehr hoher Konzentrationen an Aluminium bezüglich eines allfälligen erhöhten Brustkrebsrisikos durch Kosmetika etc. zu untersuchen versucht haben. "Das hat die Migration von Zellen in Kulturen im Labor beeinflusst. Mehr ist das nicht", sagte sie.